Wo sind die Bienen – Imkerei im Stadtteil

Im Garten sieht man selbst im Sommer kaum noch Insekten. Die Vögel sind ebenfalls weitgehend verschwunden. Tauben ja. Aber Spatzenschwärme, Schwalbenflug, Bachstelzen – gibt es kaum noch. Selbst Mücken habe ich dieses Jahr kaum wahrgenommen. Und wann habe ich eigentlich das letzte Mal eine Biene gesehen? Wespen, die schon. Hummeln, selten. Aber Bienen?

Früher, als ich zur Schule ging, hat unsere Schulklasse einen Imker besucht. Wir waren etwa acht Jahre alt und entsprechend wissbegierig. Der Imker, ein älterer Herr, Pfeife-rauchend, mit Imkerhut und hochgestülpten Schutzschleier – wie in Tropenausrüstung – stand hinten in seinem Gemüsegarten und erklärte uns die Welt der Bienen.

Der Lehrer achtete darauf, dass die Schüler nicht versehentlich in die Gemüsebeete trampelten. Die Schüler beachteten fasziniert alles, was der Imker ihnen erklärte und zeigte.

 

Umständlich zündete er mit seinem Benzinfeuerzeug die Imkerpfeife an und verschwand mit kleinen Schülergruppen in einem Schuppen. Dort überwinterten die Bienen. Es war zwar noch nicht Winter, aber es gab keine Blüten mehr. Es war September oder Oktober. Die Bienen mussten also gefüttert werden. Mit Zuckerwasser. Jeder durfte mal Zuckerwasser nachfüllen. Mein Freund Heinz Tiedemann wurde gestochen, schrie wie am Spieß. Er war zu zappelig. Mit den Bienen muss man sich langsam bewegen. Das war nichts für Heinz. Aber ich war fasziniert.

Heike Musa ist seit zwei Jahren Imkerin. Sie betreut vier Bienenvölker. Heike Musa ist ebenfalls fasziniert. Der Unterschied zu mir: Sie hat es getan. Und sie erklärt, genau wie der Imker in meiner Kindheit, mit einer Begeisterung, was so schön an der Imkerei ist.

Der Honig. Das Produkt einiger Millionen Bienenflüge. Natürlich gewonnen. Unglaublich schmackhaft. Bei Heike Musa zu haben als Frühtracht, Sommertracht oder Sommertracht dunkel. Also: erste Ernte, zweite Ernte, dritte Ernte. Jeweils mit anderem Geschmack, weil im Frühjahr, Sommer und Spätsommer in den umliegenden Gärten verschiedene Pflanzen blühen, deren Nektar und Pollen den Geschmack bestimmen. Ein Glas für 6,50 Euro. Die 50 Cent sind Pfand für das Glas.

Nein, nicht nur der Honig ist faszinierend. Das Zusammenleben der Bienen ist viel faszinierender. 5 000 bis 60 000 leben in einem Bienenvolk, unterteilt in drei Klassen: Arbeiterinnen, Drohnen, Königin. Klares Matriarchat. Die Arbeiterinnen sorgen für den Lebensunterhalt, sprich Blütenpollen und Nektar. Sie haben eine Lebenserwartung von etwa zwei bis sechs Wochen. Die Drohnen leben länger: ein bis drei Monate. Sie haben die Aufgabe die Königin zu befruchten und für Harmonie in Bienenstock zu sorgen. Und die Königin hat die Aufgabe, Eier zu legen. Sie hat mit drei bis vier Jahren die längste Lebensdauer, ist mit 18 bis 22 mm auch deutlich größer als Arbeiterinnen und Drohnen.

Die jungen Königinnen fliegen im Alter von ca. einer Woche aus dem Volk aus, treffen sich auf sogenannten Drohnensammelplätzen. Dort lassen sie sich von mehreren Drohnen befruchten. Den Samen sammeln sie in ihrer Samenblase, kehren in ihr Volk zurück und verlassen es fortan nicht mehr. Die gesammelten Samen reichen für eine Lebenszeit von bis zu vier, fünf Jahren. Währenddessen liegt die Königin nicht auf der faulen Haut, sondern produziert 1 500 bis 2 000 Eier täglich.

Irgendwann wird es eng im Bienenvolk. Dann schwärmen etwa zwei Drittel des Volkes aus, um sich eine neue Behausung zu suchen. Da sie diese in der freien Natur nicht mehr finden können, ist der Imker gefragt. Hier kommt dann Heike Musa ins Spiel. Sie sammelt den Schwarm mit einem großen Kescher ein. Das Wichtigste ist, dass die Königin mit eingesammelt wird. Die Arbeiterinnen wissen, dass das Volk nur überleben und weiter existieren kann, wenn es eine Königin hat, und sie folgen ihr bedingungslos. Der Schwarm wird dann in eine leere Behausung einlogiert. Das Spiel beginnt aufs Neue. Eierlegen, Blütenstaub und Nektar sammeln, Maden füttern, schlüpfen lassen.

Wer Königin wird, bestimmen die Arbeiterbienen. Sie füttern ausgewählte Maden mit dem sogenannten Gelee Royal, welches die Geschlechtsmerkmale ausbildet. Macht die alte Königin schlapp, was die Arbeiterinnen an nachlassender Legeleistung bemerken, dann wird sie ermordet und eine neue Königin wird aufgezogen. Die macht sich dann als jugendliche Herrscherin zunächst auf den Weg zum Drohnensammelplatz, um sich begatten zu lassen. Sie kehrt in ihr Volk zurück und sorgt für reichlich Nachwuchs, um das Bestehen des Volkes zu sichern.

In den letzten Jahren machten die Varroamilben den Bienenvölkern stark zu schaffen. Diese 1.1 bis 1.6 mm große Milbenart setzt sich an die Bauchseite des Hinterleibs der Bienen, bohrt sich wie eine Zecke zwischen die Bauchschilde und schwächt besonders die Fortpflanzungsfähigkeit der Drohnen. Heute nutzt man verschiedene organische Abwehrstoffe, wie Ameisensäure, Milchsäure oder Oxalsäure und einige andere Stoffe zur Bekämpfung der Milben.

Bienensterben ist jedoch auch eine Folge der Industrialisierung der Landwirtschaft. Insektizide und Pestizide bewirkten ihr Übriges, um das Land für Bienen unwirtlich zu machen. Einige Landwirte sähen zumindest am Feldrand einen Streifen mit Wildblumen. Weniger Nahrungssorgen haben dagegen die Bienen in der Stadt. Hier blüht es ausreichend üppig in Gärten und Kleingärten.

Heike Musa hat ihr Wissen von dem anerkannten Bienenexperten Hans Peter Lucht, den wir im Kommunalverein schon öfter mit interessanten Vorträgen erleben durften. Hans Peter Luchts Bienenstöcke stehen im weitläufigen Garten von Heike Musa. Sie betreuen gemeinsam an ihrem Bienenstandplatz, in der Borsteler Chaussee 325, zehn Völker und einen Bienenschaukasten.

Etwa ein bis zweimal die Woche werden die Bienenstöcke angeschaut und kontrolliert. Auf einer Arbeitskarte wird sorgfältig notiert, was beobachtet, erledigt oder eingebracht wurde. Zur Erntezeit wird der Honig geschleudert, gesiebt, in Gläser abgefüllt. Gelegentlich müssen kleine Reparaturen an Bienenkästen oder Bienenstöcken durchgeführt werden. Im Winter werden Arbeiten für die nächste Saison erledigt. Vom Anfang der Saison bis zum Abfüllen des Honigs sind die Bienen auf die Betreuung des Imkers angewiesen.

Vergleicht man den Honig von Heike Musa geschmacklich mit dem der gehobenen Preisklasse aus dem Supermarkt, dann ist das Ergebnis eindeutig: Man ruft Heike Musa an, Tel. 553 2471 oder klingelt gleich in der Borsteler Chaussee 325. Faszination nicht ausgeschlossen.

Text:Uwe Schröder, Fotos: M. Boettcher