WAS IST KUNST, GERD STANGE?

Der Konzeptkünstler und die Pianistin Salome Jijieishvili

Mittwoch, 14. August 2019 | AB 19:30 | Stavenhagenhaus

Gerd Stange ist ein bedeutender Hamburger Konzeptkünstler, der in Hamburg lebt und in Groß Borstel 1998 durch sein Gegendenkmal am Licentiatenberg für große Diskussionen und Aufregung im Stadtteil gesorgt hat. Sogar der Hamburger Senat griff in die Diskussionen um das ehemaligen Kriegerdenkmal und Stanges Gegendenkmal ein. Gerd Stange hatte ein Nachdenkmal zum Adlerkubus von Richard Kuöhl installiert.

Mit seinem Nachdenkmal wollte er zum Nachdenken anregen. Es ging ihm um die Richtigstellung von Geschichte. Vom „Heldentod“ zum „Opfergang des Soldaten“. Stanges Blick aus der Warte eines „Schützengrabens“, durch ein Periskop zum Adler von Kuöhl, machte die Situation und den Wahnsinn des Krieges nachvollziehbar. Das Nachdenkmal kritisierte die vollkommen aus der Zeit gefallene Heldenverehrung des Kriegerdenkmals am Licentiatenberg.

Stange erinnert mit einem Mahnmal im Oktober 1990 zwei Tage vor der Wiedervereinigung in der Geschwister-Scholl-Straße / Ecke Erikastraße (direkt bei der Erika-Apotheke) mit seiner in die Erde gelassene Verhörzelle an die Gräuel der Nazizeit.

Am 22. Februar 1943 wurden die Geschwister Hans und Sophie Scholl durch die Nationalsozialisten geköpft. Zum Areal der Verhörzelle gehört eine Besinnungsbank, wie Stange sie nennt, es gibt rundherum Pflanzen mit weißen Rosenbüschen. Die Randzone an der Geschwister-Scholl-Straße 1 hat eine fast idyllische Anmutung, wäre dort nicht der Kontrast: eine Zelle, mit einer Glühlampe als Mahnlicht gegen Krieg, einem Stuhl vom Oberlandesgericht, einem Wehrmachtshelm, einem Glassockel und einem Stück Treibholz. Auf einer Erläuterungstafel verweist Stange auf den „Hamburger Zweig der Weißen Rose“.

Stange über das Fundstück Verhörzelle: „Statt eine heroische Sockelskulptur, ist das Mahnmal etwas, wonach man sich bücken muss, welches sich dem Blick nicht aufdrängt, worauf man zufällig stößt.“

Gerd Stange ist heute in zahlreichen Projekten engagiert, die allesamt mit seiner Kunst politische Ziele verfolgen. Am Abend der Mitgliederversammlung erläutert er in einem Interview seinen künstlerischen Ansatz, wird dabei jedoch gelegentlich von der Musik der wunderbaren, mehrfach ausgezeichneten Pianistin Salome Jijieishvili unterbrochen.

Am Mittwoch, den 14. August, im Stavenhagenhaus. Nach der Mitgliederversammlung des Kommunalvereins, etwa um 20.00 Uhr. Ein unterhaltsamer Abend über die Kunst.

KURZ ERKLÄRT:
Konzeptkunst, konzeptuelle Kunst, englisch: Concept Art, Conceptual Art.

Konzeptkunst ist eine Kunstform, in der das Kunstwerk nur durch die Idee, nicht aber von der ästhetischen Umsetzung definiert wird.

Konzeptkunst will, dass der Blick auf das Wesentliche des Kunstwerks frei bleibt und nicht durch ästhetische (letztlich handwerkliche) Kunstfertigkeit verwehrt wird.

Die künstlerische Ausführung ist in der konzeptuellen Kunst unwichtig und kann auch nur im Auftrag des Künstlers erfolgen. Gegenstände, skizzenhafte Bilder oder Skulpturen, die man im Sinne der traditionellen Kunstauffassung als unfertige Arbeiten bezeichnen würde, werden oftmals durch Texte ergänzt, um dem Betrachter die Idee quasi entmaterialisiert zu verdeutlichen.

Das fertige Kunstwerk soll dann in der Vorstellungskraft des Betrachters entstehen.