EDITORIAL

Liebe Borsteler,
am 31. August 1889 gründeten 23 Groß Borsteler Bürger, zumeist organisiert im Groß Borsteler Sängerbund von 1878, den Kommunal-Verein Groß Borstel von 1889 r.V.

Am 31. August 1989, zum 100. Geburtstag, schrieb der damalige 1. Vorsitzende, Rembert Müller, im Vorwort zum Buch Groß Borstel – vom Dorf zum Stadtteil: „Die Geschichte des Kommunalvereins ist die Geschichte Groß Borstels. Der Kommunalverein hat von Anfang an versucht, Einfluss auf die Entwicklung der Kommune Groß Borstel zu nehmen, hat sich für die Bürger eingesetzt, häufig gegen die alles beherrschenden wirtschaftlichen Interessen der Mächtigen und hat dabei alle politischen Systeme der letzten 100 Jahre überlebt: Monarchie, Demokratie, Diktatur, und nicht nur überlebt – er ist ständig gewachsen; bis heute auf etwa 1000 Mitglieder.“

Auch 30 Jahre später, zum 130. Geburtstag, hat der Kommunalverein diese Mitgliederzahl und seine Präsenz im kommunalen Leben halten und ausbauen können – keine Selbstverständlichkeit in Zeiten, in denen andere Bürgervereine veralten und oft nur zu Grünkohlessen und Skatturnieren zusammen kommen.

Rembert Müller schrieb damals weiter: „Dieser kleine Stadtteil braucht aktive Bürger, die sich engagieren, die immer wieder bei Politikern und Verwaltung die Groß Borsteler Interessen deutlich machen, die unbequem sind. Es wird viel von Bürgernähe geredet, praktiziert wird diese Bürgernähe wenig.“

An dieser Stelle sei gesagt: Und sie bewegt sich doch! Nämlich die Einstellung von Politik und Verwaltung zur Beteiligung der Bürger an den für den Stadtteil wichtigen Prozessen, Planungen und – hoffentlich! – Entscheidungen! Das Bohren dicker Bretter und der Zeitgeist hat dazu geführt, dass vom Fachamt Stadt- und Landschaftsplanung im Bezirk Nord für Groß Borstel das RISE-Programm (Rahmenprogramm Integrierte Stadtteilentwicklung) eingeworben wurde. Und dazu fand am 8. August 2019 der erste Workshop Stadtteilentwicklung Groß Borstel im Saal der Senioreneinrichtung von fördern & wohnen, Borsteler Chaussee 301, statt. Nach der Begrüßung durch Hans-Peter Boltres, Leiter des Fachamtes, übernahmen fünf Mitarbeiter der Stadtentwicklungsgesellschaft Hamburg STEG die Moderation und sorgten für eine entspannte und kreative Atmosphäre.

Obwohl der ursprünglich angekündigte Termin vom 15. August kurzfristig auf den 8. August verlegt wurde, kamen rund 100 Borsteler Bürger zusammen, die hoch motiviert, kreativ und engagiert in vier Arbeitsgruppen (AG) ihre Ideen und Wünsche einbrachten.
Da nach dem Muster des Speed Dating nach jeweils 15 Minuten die Glocke erklang, bewegten sich die Teilnehmer von Tisch zu Tisch, auf denen jeweils ein großer Plan von Groß Borstel mit dem geplanten RISE Gebiet lag und eine Stellwand mit den vier Themenbereichen aufgestellt war:

Großes Intresse am RISE-Programm

Wohnen und neue Nachbarschaften.
Grün und Freizeit.
Zentrum und Verkehr.
Soziale und kulturelle Infrastruktur.

Die folgenden Ziele wurden als die Wichtigsten in der AG Wohnen und neue Nachbarschaften markiert:

• ökonomische, soziale und kulturelle Vernetzung der neuen Nachbarschaften mit dem Stadtteil Groß Borstel

• Schaffung attraktiver Wegeverbindungen von den Neubaugebieten Tarpenbeker Ufer und Petersen Park sowie von der Wohnunterkunft für Flüchtlinge (Papenreye) zum neu auszubildenden Zentrum

• Verkehrsanbindung des Neubaugebiets Petersen Park unter Vermeidung zusätzlicher Verkehrsbelastungen in den benachbarten Wohngebieten

In der AG Grün und Freizeit waren die drei folgenden Ziele die wichtigsten:

• Aufwertung bestehender Grünanlagen und Grünverbindungen

• Schaffung neuer, attraktiver Grün- und Wegeverbindungen, u.a. zum neu auszubildenden Ortszentrum

• Verbesserung des Angebots an Spiel- und Freizeitflächen

Die Teilnehmer der AG Zentrum und Verkehr betonten vier Ziele für die Entwicklung:

• Forderung nach Reduzierung und Verlangsamung des Durchgangsverkehrs auf der Borsteler Chaussee

• Ausbau des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV)

• Aufwertung und Neuordnung des Straßenraums Borsteler Chaussee für alle Verkehrsteilnehmer

• Schaffung eines lebendigen Ortszentrums an der Borsteler Chaussee durch Veränderung des Straßenraums und der Nebenflächen

In der AG Soziale und Kulturelle Infrastruktur wurde gefordert

• Ausbau des kulturellen Angebots in Groß Borstel insgesamt

• Angebote für Familienförderung und Jugendarbeit

• Konzeptfindung für die Umgestaltung des Trafo-Häuschens „Haus am Moor“

• Öffnung des Stavenhagenhauses für die kulturellen und geselligen Belange der Bürger inklusive einer für alle zugänglichen Gastronomie

Dieser letzte Punkt, Stavenhagenhaus, stand nicht auf der Agenda, wurde aber mit zahlreichen Wortbeiträgen und ausgefüllten Zetteln von vielen Anwesenden nachdrücklich gefordert.

Bei der Planungskonferenz von 2010 fehlten noch die Haushaltsmittel zur Umsetzung. Mit dem RISE-Programm und dieser gelungenen Auftaktveranstaltung kann es nun in den kommenden Jahren gelingen, die Ziele der Groß Borsteler zu verwirklichen. Packen wir es an.

Herzlich
Ihre Ulrike Zeising