Keimzelle des Kommunalvereins
Groß Borsteler Sängerbund von 1878
Das Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie, das von 1878 bis 1890 galt, kurz auch Sozialistengesetz genannt, wurde von Reichskanzler Otto von Bismarck erlassen, um rigoroser gegen die immer einflussreicher werdende Sozialdemokratie durchzugreifen.
Es kann angenommen werden, dass sich bei der Gründung des Vereins auch Sozialdemokraten unter den Sängern des Groß Borsteler Sängerbundes befanden. Jedenfalls organisierten sich zu dieser Zeit viele Arbeiter in solchen und ähnlichen Vereinen. Die Gründung des Kommunalvereins Groß Borstel durch die Mitglieder des Groß Borsteler Sängerbundes lässt Spuren des Widerstandsgeistes in seiner expliziten kommunalpolitischen Ausrichtung vermuten. Gleichzeitig kann jedoch eine ausgeprägte Feierbereitschaft attestiert werden, zeugen doch alte Fotos des Sängerbundes von Umzügen, Faschingsfeiern und Ausflügen.
Einer der Väter der im frühen 19. Jahrhundert einsetzenden Welle von Vereinsgründungen war Carl Friedrich Zeller (1758-1832), Direktor und Dirigent der Berliner Singakademie, der 1809 die erste Berliner Liedertafel ins Leben rief. Zunächst waren die neugegründeten Vereine von der Romantik des frühen 19. Jahrhunderts beseelt. Später unter der Zeit der Sozialistengesetze bis hin zum Nationalsozialismus dienten sie als Treffpunkt, auch um politische Meinungen auszutauschen. Die NSDAP versuchte, teilweise auch erfolgreich, diese Vereine in den 1930er Jahren zu vereinnahmen. Viele Vereine entzogen sich den Nationalsozialisten durch Auflösung.
In der Nachkriegszeit folgte eine Welle von Neugründungen, zumeist als Männergesangsvereine, die sich schnell jedoch – zunächst zur Vervollständigung – für Frauenstimmen öffneten.
Der Groß Borsteler Sängerbund existierte noch bei der Fertigstellung des Stavenhagenhauses als neues Kulturzentrum im Jahre 1962. Bis zum Jahr 1962 war Willi Frost, dessen Name einigen Borstelern bekannt ist, Vorsitzender des Sängerbundes. Wann die Auflösung des Vereins erfolgte, lässt sich aus den dem Kommunalverein vorliegenden Unterlagen leider nicht mehr rekonstruieren.
Uwe Schröder