Groß Borstel dänisch? Niemals!
Fehler in Stadtteilfestbroschüre
Zum 19. Mal feierte Groß Borstel mit einem wunderbaren Stadtteilfest, in diesem Jahr fiel das Fest mit dem 130-jährigen Geburtstag des Kommunalvereins zusammen. Der Vorstand überlegte, in gemeinsamer Arbeit eine Broschüre mit beispielhaften Themen aus dem 130-jährigen Vereinsleben zusammenzustellen. Jeder bekam eine Aufgabe, und dank Internet und Google ist es ja schnell recherchiert, was zu den einzelnen Themen gesagt werden könnte: Flughafen, Verkehr, Bücherhalle, Nissenhütten, Zwangsarbeit, Stavenhagenhaus – und Tarpenbek.
Genau da, beim Thema Tarpenbek, schlich sich ein unglaublicher googlelianischer Fehler ein: „Die Tarpenbek, die 1245 erstmalig als Terueke in einer Urkunde erwähnt wurde, war früher die natürliche Grenze zwischen Fuhlsbüttel/Groß Borstel (Dänemark) und Niendorf (Preußen). Sie ist heute bis auf wenige Bereiche naturfern ausgebaut.“ Findige Forscher finden sofort den deutlich geschichtsfernen Fehler. Groß Borstel war niemals dänisch!
Zwar parken unglaublich viele dänische Autos in Groß Borstel, beim Durch-die-Straßen-schlendern könnte man also leicht den Eindruck bekommen, man spazierte hier durch Ribe, Aarhus oder Odense. Die Dänen haben es jedoch in Groß Borstels freiheitsbestimmter Historie nie geschafft, unseren Stadtteil zu beherrschen. Es ist bei zaghaften Falschpark-Versuchen und Wegwerfen von dänischen Bierdosen geblieben.
Jörg Lewin, lange Jahre SPD-Bezirksversammlungsmitglied und Leiter des Regionalausschusses Langenhorn-Fuhlsbüttel-Alsterdorf-Groß Borstel sowie nach eigener Aussage „Hobbygeschichtler“, fand den Fehler und korrigierte uns sofort:
„Richtig ist, die Tarpenbek war lange Jahrhunderte eine wichtige Grenze zwischen dänischem, später preußischem Herrschaftsbereich und dem hamburgischen (niemals dänischem) Herrschaftsgebiet. (…) Groß Borstel und Fuhlsbüttel waren schon immer eigenständige Dörfer auf hamburgischem Landgebiet, sie gehörten später zum hamburgischen Amt der Geestgemeinden (…). Später wurden dann diese Dörfer eingemeindet in die Stadt Hamburg, und es gab im Lande Hamburg nur noch die Städte Hamburg, Geesthacht und Cuxhaven (bis 1937).
Auf der rechten Seite der Tarpenbek (westliche Seite) befanden sich im Herzogtum Holstein, was unter dänischer Oberherrschaft stand (wie heute Grönland und die Färöer), die Dörfer Lockstedt (heute Lokstedt) und Niendorf. Nach den deutsch-dänischen Kriegen Mitte des 19. Jahrhunderts haben preußische und österreichische Truppen die Herzogtümer Schleswig und Holstein erobert, und dann wurden nach einer zweijährigen Zwischenzeit – in der Österreich und Preußen sich die Verwaltung teilten – die Herzogtümer Schleswig und Holstein zur preußischen Provinz Schleswig-Holstein.
Die Tarpenbek war bis 1937 (Groß-Hamburg-Gesetz) die Grenze zwischen der preußischen Ortschaft Lockstedt auf der Westseite und dem hamburgischen Stadtteil Groß Borstel auf der Ostseite. Bei der Einrichtung von sieben Verwaltungsbezirken durch die britische Besatzungsmacht hat sich die Verwaltung entschieden, die Grenze zwischen den neu gebildeten Bezirken Hamburg-Nord und Eimsbüttel von der Tarpenbek auf den Bahndamm der Güterumgehungsbahn zu verlegen. Daher gehört das Gebiet des heutigen Neubaugebietes Tarpenbeker Ufer erst seit Anfang der 1950er Jahre zum Stadtteil Groß Borstel.“
Lieber Jörg Lewin, herzlichen Dank für den Hinweis auf den Fehler, den wir mit dieser Richtigstellung gerne korrigieren.
Wenn Sie gerne ein Exemplar der dazugehörigen Broschüre haben möchten, er liegt im Stavenhagenhaus aus.