EDITORIAL
Liebe Borsteler,
eines ist, während ich heute – 18. Juni – schreibe, immerhin sicher: In zwei Tagen ist offiziell Sommer! Und bisher hat sich das Wetter seit Anfang März sehr ordentlich an den vorgesehenen Jahreszeitenplan gehalten. Das gibt doch eine gewisse Sicherheit in diesen ansonsten etwas ungewissen Zeiten. Ja, in Hamburg sind die Corona-Neuinfektionen seit längerem im niedrigen einstelligen Bereich. Das ist gut! Die Innenstadt ist wieder recht lebhaft besucht von Einkaufswilligen, die Restaurantbesuche laufen schleppend an, SPD und Grüne haben einen neuen Senat gebildet, die Alster ist voller Boote aller Art, und die Stehpaddler auf ihren SUPs können gerade noch 1,50 m Abstand einhalten – so viele sind unterwegs. Seit heute dürfen sogar die Kinder wieder in den eingeschränkten Regelbetrieb der Kitas. Was immer das genau heißen mag. Die Schüler müssen darauf noch bis nach den Sommerferien warten, und auch dort bedarf es sehr genauer Lesart, wer wann und wo wieder Präsenz zeigen darf. Wir haben seit zwei Tagen auch die langerwartete Corona-App, die in punkto Datensicherheit vorbildlich erscheint. Allerdings läuft sie nur auf neueren Smartphones. Hoffen wir, dass auch dadurch ein Stück Normalität zurückgewonnen werden kann. Ob sie allerdings gegen Masseninfektionen von über 1500 Menschen hilft, wie jetzt wieder in einem weiteren Schlachtbetrieb im Kreis Gütersloh, dem größten überhaupt in Deutschland, erscheint mehr als fraglich. Solange wir Massentierhaltungen haben, die Massenschlachtungen nach sich ziehen und zu deren Bewältigung die meist ausländischen Arbeiter in Massenquartieren mit dürftigen Hygienestandards untergebracht werden, so lange sind Infektions-Hotspots programmiert. Das gilt nicht nur für die großen Märkte in China, auf denen nun Fische und Seefrüchte aus Zuchtfarmen möglicherweise für den neuen Corona-Ausbruch in Peking verantwortlich sind. 90 000 Menschen wurden dort in Quarantäne geschickt! Dagegen ist die Quarantäne im Kreis Gütersloh für 7000 Menschen ja noch überschaubar … Die Kitas und Schulen wurden sofort wieder geschlossen. Immer auf die Kleinen! Bevor ich jetzt ins Lamentieren gerate, erinnere ich mich schnell an das Karl Valentin zugeschriebene Wort, dass jene gesegnet seien, die nichts zu sagen hätten und trotzdem den Mund hielten. Und darum wünsche ich jetzt nur noch Ihnen und uns allen einen wunderschönen Sommer! Passen Sie auf sich und andere auf, bleiben Sie gesund und genießen Sie die Sonne, die Natur und hoffentlich viele warme Abende!
Herzlich Ihre Ulrike Zeising