HERBSTDUFT
VON JÜRGEN HUWIL WAHLEN
WENN DU IM SEPTEMBER SCHON DEN HERBST RIECHST –
ABER NACH WAS DUFTET DER EIGENTLICH?
Weil …
sich das Chlorophyll verzieht,
wenn es die Sonne nicht mehr sieht,
vergammelt jetzt des Baumes Blatt –
was dann, ganz klar, zur Folge hat,
dass dieses Blatt zur Erde fällt.
Was ihm der Mensch jedoch vergällt.
Dann …
jagt er mit Benzinlaubbläser
durch Wald und Flur, durch Feld und Gräser.
Es kümmert ihn nicht Zeit noch Raum,
auch Lärm und Abgas stör‘n ihn kaum.
Und erst beim letzten Blatt ist Schluss.
Dann riecht der Herbst nach „Esso plus“.
Wenn …
Du morgens aus dem Bett Dich wälzt
und kurz den Atem innehältst –
weil’s intensiv nach Erde riecht.
Dann schnupperst Du – Du bist es nicht.
Der Herbst mischt Laub mit Gras und Luft –
das macht den leichten Friedhofsduft.
Auch …
kann der Herbst sich „tierisch“ zeigen:
Wenn Grillen nicht mehr fröhlich geigen,
sich Igel kühn das Paaren trauen,
und Maden sich durch Äpfel kauen,
die dann bewurmt zur Erde stürzen –
kann das die Herbstluft faulig würzen.
Und …
Du abends an der Elbe bummelst,
der Liebsten an der Taille fummelst
und spürst, sie trägt schon warmes Mieder,
denkst Du: „So’n Schiet, der Herbst kommt
wieder.“
Denkst dann, im leichten Groll versunken:
„Nie hat der Herbst mir mehr gestunken!“
Doch …
wenn Alsterwell’n im Winde säuseln
dem Deichschaf sich die Locken kräuseln,
die Möwe schrill im Ostwind schreit,
ein erster Grog dir Kraft verleiht,
wenn Birnen, Bohnen, Speck gut riechen –
dann ham’ wir Herbst in Borsteler Küchen.
mit vielen guten Düften – äääh – Grüßen
Jürgen Huwil
mit vielen guten Düften – äääh – Grüßen
Jürgen Huwil