Häuser, die Geschichten erzählen: Groß Borstels Feuerwehren
Im Fall eines Brandes ist die Feuerwehr in Groß Borstel schnell zur Stelle. Die Berufsfeuerwehr hat ihren Stützpunkt, die Feuerwache 16, in unmittelbarer Nähe, an der Alsterkrugchaussee/Ecke Maienweg. Noch etwas näher ist sogar der Sitz der Freiwilligen Feuerwehr Groß Borstel. Diese befindet sich am Geschwister-Beschütz-Bogen im Gewerbegebiet nahe der Sportallee.
Die FF Groß Borstel ist eine von 86 Freiwilligen Feuerwehren in Hamburg und war ursprünglich eine Einheit der Freiwilligen Feuerwehr Hoheluft, die 1972 aus dem Hamburger „Luftschutzhilfsdienst“ hervorgegangen ist. Nach einer Neuordnung des Katastrophenschutzes wurde sie 1992 in Freiwillige Feuerwehr Groß Borstel umbenannt.
Bis 1999 war die FF Groß Borstel zusammen mit anderen Freiwilligen Feuerwehren in der Sammelunterkunft am Maienweg stationiert. 1999 erhielt sie ihre eigene Wache.
Dort stehen ihr jetzt vier Einsatzfahrzeuge zur Verfügung, drei Löschgruppenfahrzeuge und ein Mannschaftstransportwagen. Die geländefähigen Löschgruppenfahrzeuge sind technisch aufwändig ausgerüstet und führen Feuerlöschpumpen, Schläuche und Gerät für den Löscheinsatz von Wasser und Schaum mit. In den Wagen befinden sich Tanks für 1600 Liter Löschwasser.
Die traditionelle Bezeichnung „Feuerwehr“ trifft den umfangreichen Aufgabenbereich dieser Einheiten des Katastrophenschutzes nur zum Teil, denn die Feuerwehr rückt bei vielen Arten von Katastrophen aus, nicht nur wenn es brennt. Zu den kleineren Einsätzen gehören geflutete Räume nach Stark-regenfällen. Die Feuerwehr pumpt dann die Keller aus.
Bei der großen Sturmflut 1962 war die Hamburger Feuerwehr wochenlang im Einsatz, um ihren Teil zur Bewältigung der Katastrophe beizutragen.
Einige der Hamburger Freiwilligen Feuerwehren sind für bestimmte Sonderaufgaben spezialisiert und verfügen über entsprechendes Gerät, beispielsweise für die Dekontamination. Die Freiwillige Feuerwehr untersteht der Berufsfeuerwehr und arbeitet eng mit ihr zusammen. In der so genannten „Alarmfolge“ ist exakt festgelegt, welche Feuerwehr bei welchem Vorfall ausrückt. Kleinere Brände erledigt die Freiwillige Feuerwehr allein.
Vorläufer der Hamburger Feuerwehr, sogenannte Brandwächter, gab es schon seit 1625.
Im Jahr 1750 richtete Hamburg als erste deutsche Stadt ständige Feuerwachen mit Brandwachen und Spritzenleuten ein.
1809 wurde der Feinmechaniker und Gründer einer berühmten Werkstatt für astronomische Instrumente Johann Georg Repsold zum Oberspritzenmeister ernannt. Er starb 1830 bei Löscharbeiten. 1872 bezogen die ersten Hamburger Berufsfeuerwehren ihre Wachen an drei Standorten in der Innenstadt.
1909 gab es schon elf Feuerwachen. Die Alsterdorfer Feuerwache wurde im November 1914 In Betrieb genommen. Das Gebäude hatte Oberbaudirektor Fritz Schumacher entworfen.
Der Baupreis laut Kostenvoranschlage betrug damals 171.600 Mark. Am Anfang standen der Alsterdorfer Feuerwehr zwei Motorspritzenwagen zu Verfügung. Heute sind es acht Fahrzeuge verschiedener Typen und Aufgaben. Das Wachpersonal besteht aus 110 Mitarbeitern.
Mit dem Wachstum der Städte gehörten große Brände zur Zivilisationsgeschichte dazu, auch in Friedenszeiten. 1666 brannte beispielsweise London im Verlauf von vier Tagen zu vier Fünfteln nieder. 1776 wurden in New York fast 1000 Häuser in einem großen Brand zerstört. 1812 brannte Moskau bei Ankunft der Großen Armee Napoleons zu zwei Dritteln ab.
Am Morgen des 5. Mai 1842 brach in der Hamburger Deichstraße 44 ein Brand aus, der sich rasch ausbreitete, obwohl er früh bemerkt wurde und Hamburger Spritzenleute schnell zur Stelle waren. Der Brand konnte erst am 8. Mai gelöscht werden. Inzwischen war die gesamte Hamburger Innenstadt mit 1700 Häusern, drei Kirchen, dem Rathaus, der Börse und zahlreichen Speichern, ein Viertel des damaligen Hamburger Stadtgebietes, niedergebrannt.
Anhand des Namens des Restaurants „Zum Brandanfang“ in der Deichstraße und der Straße „Brandsende“ kann man bis heute die Ausdehnung der Feuersbrunst erahnen.
Zu heute kaum noch vorstellbaren Feuerstürmen kam es in den Luftangriffen auf Hamburg im Zweiten Weltkrieg, mit der „Operation Gomorrha“ im Juli/August 1943 als Höhepunkt des Vernichtungswillens. 250.000 Häuser, 60 % der Hamburger Stadtfläche, wurden zerstört. Auch auf die Feuerwache Alsterdorf fielen zwei Bomben, doch sie zündeten nicht. Die Hamburger „Feuerschutzpolizei“ war im Dauereinsatz. Der Feuerwehrhauptmann Hans Brunswig hielt bei seinen Einsätzen das Ausmaß der Zerstörung in vielen Fotos fest. Auf dem Foto oben ist die Karstadt-Filiale Hamburger Straße zu sehen.
Nach dem Krieg, Anfang der 1960er Jahre und dann noch einmal Ende der 1990er Jahre, wurde die Feuerwache Alsterdorf umgebaut und modernisiert.
Auch in einem eher ruhigen Stadtteil wie Groß Borstel kommt es immer wieder zu Bränden.
• 1953 brannte ein Schweinestall, den es damals noch in der Schwartauer Straße gab. 13 Tiere konnten von der Feuerwehr gerettet werden.
• In den 1960er Jahren wurden mehrere Brände in Nissenhütten am Haldenstieg und an der Sportallee verzeichnet. Zwei Kinder kamen dabei ums Leben.
• 1963 steckte ein Brandstifter das Dach des Reetdachhauses im Moorweg in Brand. Die Feuerwehr war rechtzeitig zur Stelle.
• Im Januar 1968 rettete die Feuerwehr im Spreenende einen Mann aus seinem brennenden Fahrzeug. Der alkoholisierte Fahrer selber hatte den Brand noch gar nicht bemerkt.
• Im November 1971 steckte ein Bewohner aus Ärger über eine bevorstehende Zwangsräumung seine Wohnung an der Ecke Geesmoor/Lokstedter Damm in Brand.
• Anfang 1972 erschütterte eine schwere Explosion Groß Borstel, nachdem palästinensische Terroristen eine Bombe in den Strüwerwerken gezündet hatten.
• Vor gut 20 Jahren schlugen aus einer Wohnung des Hauses Woltersstraße / Ecke Borsteler Chaussee Flammen.
Die jüngsten Brände liegen noch nicht weit zurück.
• Im Februar 2020 geriet eine Wohnung im Pflegeheim an der Borsteler Chaussee in Brand. Ein Mann starb.
• Im August 2020 brannte eine Wohnung in der Seniorenanlage am Weg beim Jäger. Alle Bewohner konnten in Sicherheit gebracht werden.
• Im Mai 2021 brach frühmorgens in einer Gartenlaube der Kleingartenanlage „Früh Auf“ ein Brand aus. Die 78-jährige Pächterin starb im Krankenhaus an den Folgen ihrer Verletzungen.
Die Feuerwehren leisten wertvolle Arbeit und sind immer auf der Suche nach Nachwuchs. In einer Werbekampagne informiert die Feuerwehr über ihre Aufgaben und möchte für das Ehrenamt begeistern. Die FF Groß Borstel war für den Bereich Nord mit 4 Feuerwehrfrauen und -männern vertreten.
Und die FF Groß Borstel kommt auch, wenn Ihre Katze nicht weiß, wie sie vom Baum wieder herunterkommen soll.
André Schulz