EDITORIAL SEPTEMBER 2021
Liebe Borstelerinnen und Borsteler,
Corona und weltweit kein Ende, die Flutkatastrophe im Ahrtal und in der Eifel, die Waldbrände in Italien, Griechenland, der Türkei, in Sibirien und an der amerikanischen Westküste, der alarmierende Klima-bericht des Weltklimarats IPCC – man hat den Eindruck, es fehlt allerorten das richtige Krisenmanagement, um die Katastrophen in den Griff zu bekommen. Zuletzt auch noch das Desaster Afghanistan, wo durch den überstürzten Rückzug nach 20 Jahren Zusammenarbeit viele Ortskräfte und ihre Familien der Willkür und dem Tod durch die Taliban ausgeliefert werden.
Ist es nicht vielmehr so, dass all diese „Katastrophen“ mit langer Ansage geschehen? Dass vieles hätte vermieden oder abgefedert werden können, wenn man vorausschauend handeln würde? Sich nicht so bequem in unserer angeblich sicheren westlichen Wachstumsgesellschaft eingerichtet hätte? Wir wissen seit mehr als 30 Jahren, dass die Zerstörung der Natur und ihrer Ressourcen zum Klimawandel mit Hitzerekorden und Starkregen führen wird.
Wir wissen genau so lange, dass die Massentierhaltung und damit der hohe Fleischkonsum nicht nur „unmenschlich“ ist, sondern auch ein großer Treiber des Klimawandels: Eine Kuh rülpst pro Tag 400 bis 700 Liter Methan in die Luft. Methan ist 28-mal schädlicher als CO2 in der Atmosphäre. Die Millionen armen deutschen Schweine und Hühner – viele für den Export nach China und Afrika – verpesten unsere Böden und das Trinkwasser und sorgen durch den ungezügelten Einsatz von Antibiotika dafür, dass selbst Reserveantibiotika bald für uns Menschen nicht mehr wirksam sind. Alle Epidemien der näheren Vergangenheit waren und sind Zoonosen, d. h. Übertragung von Infektionskrankheiten durch Viren und Bakterien zwischen Tier und Mensch.
Nun setzen manche Menschen hoffnungsvoll auf die (deutsche) Ingenieurskunst. Die soll den Klimawandel mit neuen Technologien in den Griff kriegen. Ob das wirklich allein damit gelingt? Wir leben nach dem Bibelspruch: Macht Euch die Erde untertan. Aber damals gab es vielleicht ein paar Millionen Menschen auf dem ganzen Planeten. Heute sind wir rund neun Milliarden. Zu viele? Wenn wir überleben wollen, müssen wir mit der Erde, mit der Natur leben.
Gibt es auch noch etwas Nettes zu berichten? Oh ja, wir hatten am 13. August einen lauen Sommerabend. Und den haben wir für unser Sommerfest auf dem Gelände von St. Peter genutzt. Tolle Musik mit der Gruppe Chipai, fast 200 entspannte und fröhliche Borstelerinnen und Borsteler, einfach mal wieder für ein paar Stunden unbeschwert zusammen sein. Das war schön, das machen wir wieder!
Und sonst noch? In zwei Tagen heiratet unsere älteste Enkelin ihren Liebsten. Die beiden sind glücklich und glauben an ihre Zukunft. Sind wir nicht alle verpflichtet, unseren Teil beizutragen, damit es diese Zukunft gibt?
Herzlich Ihre Ulrike Zeising