PETER PAULWITZ-MATTHÄI

Maler in Groß Borstel

„Für mich gab es nie etwas anderes. Die Malerei beschäftigte mich Zeit meines Lebens“, beginnt Peter Paulwitz-Matthäi unser Gespräch im Wohnzimmer seiner Wohnung im Schrödersweg. Vor uns auf dem Tisch liegt eine Unzahl von Beispielen seiner Arbeit ausgebreitet, zumeist abgebildet in Büchern, Ausstellungskatalogen, Berichten in Zeitungen und Zeitschriften und einige Originale. Paule, unter diesem Namen kennen ihn viele im Stadtteil, hat ein bewegtes Künstlerleben hinter sich. Er zeigt auf verschiedene Stapel, und beginnt die jeweilige Geschichte zu erzählen, aus der sich die Bildwerke entwickelt haben.

Peter Paulwitz-Matthäi ist 1950 in Reutlingen geboren. Bereits mit 15 Jahren bekam er einen Kunstpreis der Jugend bei einem Wettbewerb seiner Geburtsstadt, vier Jahre später einen Kunstpreis der Oberstufe. Somit war klar, welchen beruflichen Weg er einschlagen würde. Nach dem Zivildienst studierte Peter Paulwitz-Matthäi in Marburg. Abschluss: Diplompädagoge, Freier Maler und Grafiker. Dann schloss er ein Zweitstudium an der Kunstakademie in Stuttgart an: Kunsterzieher an Gymnasien. Das Referendariat brachte ihn nach Hamburg, hier schloss er mit dem 2. Staatsexamen ab.
„Eines meiner ersten großen Projekte in Hamburg“, Paule zeigt auf einen Stapel Zeitungsausschnitte, „war zusammen mit Professor G. Möller von der HfBK der Entwurf und die künstlerische Betreuung eines zweijährigen Bildhauerprojektes für die Kulturbehörde zum Thema ,Kunst im öffentlichen Raum‘. Und zwar mit Insassen der Strafvollzuganstalt Fuhlsbüttel.“ Peter Paulwitz-Matthäi beschreibt amüsiert die umfangreichen Bedenken der Anstaltsleitung, den Insassen die für die Steinbearbeitung notwendigen Werkzeuge zu überlassen. Aber seine „Knackies“ waren ausgesprochen fleißige und sehr dankbare Schüler. Die Projektteilnehmer nutzten Stemmeisen und Hammer nicht, um aus Santa Fu auszubrechen. Sie schufen eine Reihe anspruchsvoller Statuen, die nach dem Abschluss des Projekts in Hamburg im öffentlichen Raum ausgestellt wurden und teilweise heute noch in Hamburg zu bewundern sind.

Ab 1986 kombinierte Peter Paulwitz-Matthäi seine Malerei mit einer Tätigkeit als Kunstpädagoge. Er mietete bei Steffi Grau vom Zeppelin-Theater die erste Etage des Theaterschiffes, das im Alsterkanal am Kaiser-Friedrich-Ufer liegt. Dort bot er zunächst auf freiberuflicher Basis verschiedene Kurse an: Mal- und Zeichenkurse für Anfänger und Fortgeschrittene, Mappenvorbereitung für Kunsthochschulbewerber, künstlerische Workshops. Ferner veranstaltete er zahlreiche Ausstellungen, Lesungen und Konzerte im Atelier.

Seit Mitte der neunziger Jahre war Peter Paulwitz-Matthäi als künstlerischer Co-Leiter bei der Ausbildung von Kunsttherapeuten tätig, zum Beispiel für die Arbeit mit Drogenabhängigen. Peter Paulwitz-Matthäi ist Mitgründer und war im Vorstand des Berufsverbands Gestaltorientierter Kunsttherapeuten (BGK), und er ist Mitglied im Bund Bildender Künstler (BBK) Hamburg.

2001 übernahm er eine Tätigkeit als Kunstlehrer im Hamburger Schuldienst. Er unterrichtete die Schüler zunächst noch in seinem Atelier auf dem Alsterkanal. Später mietete er sich im Künstlerhaus Sootbörn ein, in dem er bis heute in einem geräumigen, lichtdurchfluteten Raum (Nordlage) arbeitet und seine Werke einlagert.

„Ich bin nicht so ein Ausstellungsmensch. Im Vergleich zu anderen habe ich wenige Ausstellungen gemacht.“ Vielleicht ist Peter Paulwitz-Matthäi zu sehr in seiner Arbeit verhaftet. Er ist malerisch ständig bemüht, einen Ausdruck für seine Empfindungen zu schaffen. Thematisch können es Gerüste an Gebäuden sein oder einfache Steine bzw. große Felsbrocken, die ihn lange inspirieren und die Ausgangspunkt seiner Arbeiten sind. Oft fotografiert er die Gegenstände, legt die Abzüge auf einen Architekturkopierer bei Repro Lüdke in der Schlüterstraße, vergrößert sie extrem und arbeitet anschließend darauf mit Farbe. Teilweise akribisch genau, zum Teil aber auch spontan-expressiv. Bis die Fotovorlage kaum noch zu erkennen ist, dafür aber die Handschrift und der typische Stil von Peter Paulwitz-Matthäi.

Eines der neueren Blumenbilder
Peter Paulwitz-Matthäi
Geboren 1950 in Reutlingen – lebt und
arbeitet in Hamburg-Groß Borstel / Niendorf

Eine Zeitlang arbeitete Paulwitz-Matthäi zusammen mit Matthias Oppermann (s. Augustausgabe des Borsteler Boten) auf Bornholm. Dort kam es bei Peter Paulwitz-Matthäi zu einer Wiederentdeckung zarter Landschaftsskizzen und vorsichtiger Bleistiftskizzen. Sie erinnern entfernt an seine jetzige Phase, in der er, nach schwerer Krankheit, nur noch Blumen malt. „Jetzt denken alle, ich bin einer dieser Blumenmaler!“, wirft Paule halb ironisch ins Gespräch ein. Er zeigt mir einen Stapel auf Din-A4-Bögen gemalter Blumensträuße.

Wir machen uns auf den Weg in das Atelier im Künstlerhaus Sootbörn (Bote Januar 2020), um Fotos auch von den großformatigen Arbeiten zu machen. Sein Freund Gerd hilft, die großen Mappen aus dem Hochregallager zu ziehen. Wir bekommen nur einen kleinen Ausschnitt der Arbeit des Peter Paulwitz-Matthäi zu sehen. Und jede Arbeit ist mit einer Geschichte verbunden. Seiner Geschichte. Mit der Geschichte des Peter Paulwitz-Matthäi.

„Danke, lieber Paule, für den schönen Einblick in deine Arbeit.“
Uwe Schröder