Marion Liebermann (54) persönlich gesehen
Kolumnistin und Groß Borstelerin
Seit April 2018 war Marion Liebermann im Boten-Team. Sie interviewte über die Jahre insgesamt 41 Groß Borsteler Persönlichkeiten, die ihr und uns Lesern mehr oder weniger große Geheimnisse verrieten, und die bei Marion Liebermann einen kleinen Blick in ihr Leben, ihre Arbeit und ihre Hobbys zuließen. „Persönlich gesehen“ behandelte viele Leute, die man im Stadtteil immer wieder sieht, und bei denen man vielleicht auch neugierig fragte: Wer ist das eigentlich? Was macht der oder die so?
Oder sie interviewte Leute, die neu in Groß Borstel waren, die hier eine neue Wohnung gefunden oder ein Geschäft eröffnet haben. Immer fragte sie auf ihre unnachahmliche Art, und sie schloss die Interviews mit den drei Wünschen ab, nach denen sie fragte. Jetzt fordert sie ihr Job bei der Bahn zeitlich leider so stark – und wir wissen alle, bei der Deutschen Bahn ist viel zu tun –, dass sie ihr „Persönlich gesehen“ beim Boten aufgeben muss.
Bote: Marion, wir sind sehr traurig, dass wir Deine monatliche Kolumne nun nicht mehr lesen können. Aber bevor du aufhörst, lasse ich es mir nicht nehmen, dich einmal in den Mittelpunkt zu stellen. Sag mal, wie bist du überhaupt nach Groß Borstel gekommen?
Marion: Wir wohnten bis 1998 in Winterhude, in der Sierichstraße. Nette, kuschelige Zwei-Zimmer-Wohnung. Im Stadtteil alles gut zu Fuß zu erreichen. Jede Menge Läden, Cafés, Restaurants. Wir haben da wirklich sehr gerne gewohnt. Aber als die Kinder kamen, machten wir uns auf die Suche nach einer größeren Bleibe. Und mein Mann zeigte mir ein Baugrundstück in Groß Borstel.
Bote: Was war dein erster Eindruck von unserem im Vergleich zu Winterhude beschaulichen Stadtteil?
Marion: Ich fand das schrecklich! Diese ellenlange Borsteler Chaussee, laut, viel Verkehr, wenig Läden. Wir bogen dann in den Schrödersweg ab, und mein Mann zeigte mir ein Grundstück, auf dem verschiedene Häuser gebaut werden sollten. Das war vorher ein Wald. Ich konnte mir das überhaupt nicht vorstellen.
Bote: Was hat deine Meinung dann geändert?
Marion: Wie das so ist. Kindergarten, Schule, man kriegt schnell Kontakt zu den Groß Borstelern. Und auch hier im Schrödersweg war das für die Kinder wie ein kleines Bullerbü. Wir wohnen ja in einer Spielstraße, einer Sackgasse, die vom Schrödersweg abzweigt. Dort konnten die Kinder auf der Straße spielen. Und die Erwachsenen trafen sich, einmal im Jahr auch zu einem Hof-Fest, und natürlich auch beim Stadtteilfest. Man unterhält sich über den Gartenzaun, nimmt mehr teil am Leben der Nachbarn als in anderen Stadtteilen. Und man grüßt sich auf der Straße. Das ist fast dörflich. Mittlerweile kenne ich natürlich viele, auch wenn die drei Kinder inzwischen erwachsen sind.
Bote: Und beruflich? Was machst du eigentlich bei der Bahn?
Marion: Ich arbeite in der Marketingabteilung und betreue Großkunden, das macht Spaß, aber manchmal vermisse ich nach 20 Jahren PR-Agentur die Lockerheit eines kleinen Unternehmens.
Bote: Kommen wir, so wie du in deinen Interviews, zu deinen Hobbys. Ich nehme mal an, du machst Sport. Jedenfalls sieht man dich gelegentlich im Stadtteil joggen.
Marion: Ja, joggen natürlich. Aber ich spiele auch gerne Tennis.
Bote: In welchem Verein?
Marion: THC Horn-Hamm. Das ist dort richtig sportlich. Wir spielen in der höchsten Hamburger Liga. Aber ich mache auch Fitness. Wir haben eine Turngruppe mit fünf Mädels, zusammen machen wir hier im Sommer Sport auf dem Vorplatz.
Bote: Marion, wir haben genau noch eine Frage übrig.
Marion: Die wäre?
Bote: Wenn du drei Wünsche frei hättest, was würdest du dir wünschen?
Marion: Als Erstes natürlich: glückliche Kinder. Dass sie gesund bleiben und ein schönes Leben haben. Aber ich habe befürchtet, dass diese Frage kommt. Und habe lange überlegt, was ich darauf antworten will. Ich wünsche mir mehr Freundlichkeit und Fröhlichkeit und Aufgeschlossenheit.
Bote: Marion, wir – und ich glaube, ich kann hier für „einige“ Leser sprechen – wir danken dir für deine Arbeit. Und – Überraschung – wir haben auch noch einen Wunsch frei: Wir wünschen dir viel Glück im neuen (alten) Job bei der Bahn.
Das Interview führte Uwe Schröder