Wohnprojekt mit Herz
Sozialkontor bezieht Wohnungen im Tarpenbeker Ufer
Ein Treffen des Borsteler Boten mit fünf künftigen Bewohnern einer neuen Hausgemeinschaft im Tarpenbeker Ufer: Der Bote ist neugierig, welche neuen Nachbarn in die Hausgemeinschaft am Tarpenbeker Ufer ziehen. Die Idee der Hausgemeinschaft kam den Otto-Wulff-Leuten, als das Wohngebiet Tarpenbeker Ufer noch im Bau war. Bau- und Projektleiter Benjamin Hinsch hatte einen Krankheitsfall in der Familie mit anschließender Pflegebedürftigkeit. Er schlug der Familie Wulff daraufhin vor, eines der Häuser für Wohnpflegegemeinschaften vorzusehen. Wer könnte die Wohnpflege-WG betreiben?
Der Kommunalverein, der sich mit Otto Wulff und Behördenvertretern regelmäßig während der Bauphase traf, schlug vor, das Sozialkontor als möglichen Träger zu kontaktieren. Das ist dann offensichtlich wohl auch passiert.
Und nun sitzen wir hier an einem schönen Junitag mit fünf fröhlichen Bewohnern und zwei engagierten Betreuerinnen in der Sonne auf der Terrasse des Wohnprojekts.
Kerstin Weirauch (60) ist Beschäftigte des Sozialkontors und vorgesehene Leitung für die Häuser 2e, 2b und 2d in der Gert-Marcus-Straße. Die Bewohner sind geistig behinderte Menschen, die in Wohngemeinschaften mit Assistenz betreut werden können. „Insgesamt 21 Bewohner und Bewohnerinnen werden hier ab 26.9. wohnen“, erklärt die Pädagogin, die einige aus dem Quartiersgremium Tarpenbeker Ufer kennen. „Es sind Menschen, die im Alltag je nach Leistungsgrad Hilfe brauchen, aber ansonsten so weitgehend wie möglich selbständig leben.“ Die meisten haben vorher im Haus Trillup gewohnt, einer Altbau-Villa in Bergstedt, die die Menschen mit ihren vielen Treppen und mit ihrem Renovierungsbedarf immer mehr einschränkte.
Die Bewohnerinnen und Bewohner leben nun in Zweier-, Dreier – oder Fünfer–Wohngemeinschaften. Ihre Behinderung ist zumeist seit der Geburt vorhanden. Unterstützung erhalten sie beispielsweise im Haushalt, bei der Auswahl der Bekleidung, bei der Körperpflege oder beim Arztbesuch. Und in der Freizeit: beim Kartenspielen, Singen, Spazierengehen.
Angela Oettjen (57), die das Projekt zusammen mit Kerstin Weirauch betreut, meint: „Die Arbeit ist nicht immer einfach, aber sie gibt auch viel Freude zurück.“
Aiman, einer der neuen Bewohner, auf die Frage, worauf er sich am meisten freut: „Auf mein Zimmer!“
Bernd freut sich aufs Fernsehen. „Was guckst du am liebsten?“ – „Gute Zeiten, schlechte Zeiten mag ich am liebsten“, erklärt er. „Sturm der Liebe ist nicht so gut.“
Der 57-jährige Nicola muss sich an die neue Umgebung gewöhnen: „Ich bin nicht einverstanden mit dem Umzug. Ich würde lieber in Trillup bleiben.“
Roman freut sich „auf alles“, Jürgen auf „die Sonne“. Davon ist an diesem Nachmittag reichlich vorhanden, und es zeigt sich, dass für die Terrasse ein Sonnenschutz gebraucht wird.
Der wichtige Gedanke bei dem Projekt: Inklusion. Die Bewohnerinnen und Bewohner brauchen ein normales Miteinander im Stadtteil. Also Einkaufen, Spazieren gehen, mal einen Klönschnack, Kaffeetrinken. Das gelingt nicht so gut in Einrichtungen auf der grünen Wiese. Insofern bietet das Tarpenbeker Ufer sehr gute Eingangsvoraussetzungen.
Uwe Schröder