Edeka: Joachim Wagner geht in Rente
Neuer Inhaber ab 18. Januar
Joachim Wagner ist gerade beim Käse-Nachfüllen, als wir uns zum Interview treffen. Ich kam zwar etwas früh, aber er hat Zeit. Auf dem Weg zum Büro des Supermarkts begrüßt Wagner die eine oder andere Kundin. Die meisten schon etwas älter, eine Frau am Gehwagen. Ihr tätschelt er freundlich die Schulter im Vorbeigehen, hat – wie immer – ein nettes Wort parat.
Kurz vor dem Getränkeautomaten ein schnelles Foto. Joachim Wagner ist sichtlich stolz darauf, was er im Laufe seines Arbeitslebens geschaffen hat. Der Markt läuft gut. Frau und Tochter sind im Betrieb beschäftigt. Die Mitarbeiter grüßen freundlich. Überhaupt: Die Stimmung, das Betriebsklima, der Kontakt zu den Kunden – im Laden ist ein freundliches Miteinander.
Für Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, ist Joachim Wagner ein Engel. Tagein, tagaus fährt er mit seinem Lieferwagen und bringt ihnen die notwendigen Lebensmittel nach Hause. Kein Wunder: Wagners Arbeitstag beginnt weit vor Ladenöffnung um fünf Uhr in der Frühe. Und er endet fast immer nach 18 Uhr. Sechs Tage die Woche, manchmal auch sonntags ein paar Stunden. 36 Jahre lang. Da muss man Vollblutkaufmann sein, um das zu mögen.
Mit 14 Jahren fing er bei Edeka in der Dorotheenstraße an. Mit 17 war er der jüngste Einzelhandelskaufmann der Stadt. Mit 19 machte er sich selbstständig, kaufte einen Lastwagen und verkaufte Tiefkühlkost. Bei der Bundeswehr wurde er nach einem halben Jahr schon Ausbilder. Danach wieder in den Einzelhandel. Die Substitutenausbildung – Note 2 ist Voraussetzung für einen Marktleiterposten bei Edeka – bestand er mit der Note 2. Aber er wurde als zu jung befunden. Marktleiter wurde Wagner mit 27. Und konnte 1999 endlich seinen ersten eigenen Markt in Groß Borstel übernehmen. Viele erinnern sich: Das war zunächst noch ein Spar-Markt. Erst 2004 wurde es Edeka. Seitdem hat sich vieles im Einzelhandel geändert.
„Und jetzt soll die Borsteler Chaussee umgestaltet werden. Wie stehen Sie eigentlich dazu?“, frage ich Joachim Wagner. „Einige befürchten ja, dass zu viele Parkplätze wegfallen.“
„Die Sorge habe ich nicht. Es werden ja neue Parkplätze an der Fahrbahn geschaffen. Jetzt stehen hier viele Mietwagen den ganzen Tag herum. Die Parkplatzsituation wird sich für den Markt nicht wesentlich ändern“, meint erfahrene Kaufmann zu den Rise-Plänen des Stadtteils. „Man muss sich der Sache öffnen.“
Änderungen erlebt der Edeka-Kaufmann tagtäglich. Ständig neue Software: Kasse, Einkauf, Personal. Mittlerweile könnte der gesamte Wareneinkauf vollautomatisch laufen. Joachim Wagner macht die Bestellungen noch nach seiner Bedarfseinschätzung. „Das kann ich besser steuern. Sonst steht der Hof plötzlich voller Paletten, und ich kann sehen, wie ich das Personal heranbekomme.“
„Wer wird der neue Inhaber?“
„Es wird Artur Pigarew. Ein erfahrener Edekaner. Er hat bereits einen Laden am Roman-Zeller-Platz in Schnelsen.“
Am 17. Januar ist die Übergabeinventur. Circa 30.000 Produkte werden durchgezählt. Pigarew wird anschließend den Edeka-Markt in sein Eigentum übernehmen.
„Und dann: Füße hoch, lange ausschlafen?“
„Nein, die Übergabe werde ich noch eine Zeit lang begleiten. Auch den Lieferdienst zunächst noch machen. Das hat auch Artur Pigarew vor, den Lieferdienst weiterzuführen. Meine Frau und meine Tochter bleiben im Laden weiterbeschäftigt.“
Bleibt uns ja nur noch, Ihnen alles Gute, Gesundheit und eine erfüllte Zeit in Ihrem neuen Lebensabschnitt zu wünschen. Und herzlichen Dank für das nette Gespräch.
Text, Foto: Uwe Schröder