Fehlzündungen im Begleitgremium
Es gibt bekanntlich ein Begleitgremium Tarpenbeker Ufer, das eingerichtet wurde, um Sorgen und Nöte rund um den Bau aufzunehmen und Vorschläge von Bürgern und Stadtteilinstitutionen mit den Projektentwicklern von Otto Wulff zu diskutieren, um eine bessere Akzeptanz zu erreichen.
Der Architekt Henning Matthes hat genau das getan: Akribisch einen Vorschlag entwickelt, der verhindert, die Möglichkeit einer zweiten Zufahrt östlich des Sportplatzes zum Zentrum Groß Borstels ein für alle Mal zu verbauen. Indem einfach die ersten Blocks innerhalb der vorgegebenen Planungsgrenzen geringfügig verschoben gebaut würden.
Die Zufahrt an dieser Stelle hätte auch den Vorteil, dass nur ein geringes Gefälle überwunden werden müsste. Gut für Rollstuhlfahrer und Gehbehinderte. Matthes erhielt Beifall auf der Stadtteilkonferenz und die Unterstützung des Kommunalvereins.
Doch statt der vorgesehenen halben Stunde bekam er im Begleitgremium nur eine viertel Stunde Zeit und wurde von der Moderatorin (konsalt GmbH) unnötigerweise oft im Vortrag unterbrochen. Herr Matthes hatte den Eindruck, sein Vorschlag sei überhaupt nicht erwünscht: „Es war, als redete ich gegen eine Wand!“
So jedenfalls kommt die Bürgerbeteiligung nicht in Fahrt. Akzeptanz wird erreicht, wenn die Vorschläge aus Groß Borstel ernsthaft und qualifiziert geprüft werden. Wenn sie stattdessen als lästig abgewimmelt werden, dann hat das zwar Stil, aber keinen guten. Und dass Vertreter von Grünen und SPD gegen die Vorschläge von Kommunalverein und Stadtteilkonferenz argumentieren, ist mal wieder unterste Schublade Bürgerbeteiligung.
Uwe Schröder
Leserbrief zum Artikel im Juni-Boten – S.7:
Lieber Herr Nölke,
lieber Herr Schröder,
schade, dass Sie mit diesem Artikel „Fehlzündung im Begleitgremium“ im Juni-Boten des KV die sonst im Boten übliche sachliche Darstellung kommunalpolitischer Angelegenheiten verlassen haben, denn der Sachverhalt war nicht so, wie von Ihnen dargestellt und wie ich befürchte, hat auch Herr Matthes meine Ausführungen in seiner Anwesenheit irgendwie nicht verstanden. Leider haben auch die Protokollanten von konsalt die Komplexität des Themas nicht verstanden im Protokoll richtig darzustellen.
Die Diskussion verlief seinerzeit wie folgt: Herr Matthes hat seinen Vorschlag sehr ausführlich dargestellt, wobei für mich seine historischen Bezüge sehr interessant waren, bei manchen der anderen Teilnehmern aber vielleicht zu etwas Ungeduld führten. Ich habe dann erklärt, dass es durchaus sinnvoll ist auch weiterhin eine Überlegung anzustellen, dass man es sich für die Zukiunft nicht verbaut, später noch einmal an zweite Kfz-Verbindung von dem Neubaugebiet Tarpenbeker Ufer an den Brödermannsweg oder die Borsteler Chaussee zu realisieren. Die von Herrn Matthes vorgeschlagene Stelle zum Ausfädeln aus der „Planstraße“ist dafür fachlich aber völlig ungeeignet. Dort liegen bereits kurz vor der Genehmigung stehende Bauanträge vor, die eine notwendige Verbreiterung der Zuwegung durch eine – wenn auch geringe – Verkürzung der Vorderhäuser nicht mehr möglich macht. Die Häuser sind durchfinanziert, unter anderem auch mit Mitteln des sozialen Wohnungsbaus, so dass es sich nicht mehr „so mal eben ändern lässt“, wie Herr Matthes vermutete. Auch ist der gesamte Innnenhof mit einer Tiefgarage unterbaut, die gewichtsmäßig in Zukunft nicht mit einer neuen öffentlichen Straße überbaut werden kann. Der dortige Grundeigentümer und Bauherr hat inzwischen einen Rechtsanspruch darauf, dass er so gemäß der B-Planfestsetzungen bauen darf. Das war auch das Ergebnis des Aufstellungsverfahrens zu dem B-Plan.
Ich habe im Begleitgremium, in Anwesenheit von Herr Matthes, darauf hingewiesen und dieses auch an dem B-Plan gezeigt, dass es trotzdem eine Trasse gibt, wo man später – vielleicht in 10 oder 15 Jahren – den B-Plan ohne Gebäudeveränderungen ändern könnte, um dort im Rahmen des Änderungsverfahrens eine öffentlich Verkehrsfläche, vielleicht als Mischverkehrsfläche, in Richtung Borsteler Ortsmitte bauen könnte. Am Rande der mittigen Grünfläche liegt die Geh- und Radwegfläche, die über eine übrigens behindertengerechte Brückenführung zum Brödermannsweg führt. Hier könnte später die Verkehrsfläche um 2 oder 3 Meter zu Lasten der Grünfläche verbreitert und in eine Mischverkehrsfläche umgewidmet werden. Dann könnte in den jetzt festgesetzten Tarpenbekparallelen Grünzug die neue Verkehrsfläche eingefügt werden und etwas weiter südlich der jetzt geplanten Fußgängerbrücke die Tarpenbek queren und dann am besten direkt zur Borsteler Chaussee führen. Da diese zusätzliche Straße auch finanziert werden muss, vor allem auch durch weitere Anliegerbeiträge, wäre das aber sicherlich erst ein Thema, wenn direkt an dieser neuen Straße auch noch weitere Gewerbe- oder Wohnbauten entstehen. Wichtig war mir aber am Plan darzustellen, dass unter Verzicht eines Teils der Grünfläche diese später mögliche Trassenführung für eine schmale Kfz-Verkehrsfläche nicht verbaut wird. Es ist also nicht richtig, wenn Herr Matthes den Eindruck hatte, er hätte gegen eine Wand geredet.
Von Herrn Werner-Boelz (von den Grünen) wurde ergänzend angemerkt, dass im Rahmen des B-Planaufstellungsverfahren die Möglichkeit einer zweiten Kfz-Anbindung gutachterlich geprüft wurde, intensiv von den Abgeordneten diskutiert wurde und dann entschieden wurde stattdessen eine besonders gute und attraktive Fußwegebeziehung zu schaffen. Die von Herr Matthes angeregte Diskussion war also schon einmal geführt worden, selbst wenn das Ergebnis nicht alle zufrieden gestellt hat. Die Äußerungen wurden übrigens auch von den anwesenden Vertretern der CDU und der Linken unterstützt.
Wenn Sie die SPD und die Grünen in die bürgerunfreundliche Schublade stecken wollen, wie in dem Schlusssatz des Artikels, dann bitte auch die CDU und die Linken. Ich finde es schade und für mich nicht erklärlich, dass Herr Matthes den Eindruck hatte, seine Vorschläge seien nicht ausreichend gewürdigt worden. Es geht zwar nicht dort, wo er sich das vorstellte, aber in meinen Beiträgen wurde deutlich mit welcher möglichen anderen Trassenführung diese Idee doch später noch einmal diskutiert werden könnte. Und von niemanden aus dem Begleitgremium wurde diesem Diskussionsbeitrag von mir widersprochen. Leider findet sich allerdings auch in dem Protokoll der Sitzung kein einziger Satz, bzw. eher eine falsche Darstellung, zu diesen Ausführungen, so dass auch dieses – aus meiner Sicht außerordentlich ungenügende – Protokoll vielleicht zur Verfestigung Ihrer Meinung geführt hat, das Gremium hätte den Vorschlag von Herrn Matthes, unterstützt von der Stadtteilkonferenz , nicht ausreichend gewürdigt.
Es wäre schön, wenn Sie meinen Bericht von diesem Tagesordnungspunkt aus dem Begleitgremium, sozusagen als „Richtigstellung“ zum Artikel von Herrn Schröder in den nächsten Boten aufnehmen würden. Der Text ist zwar sehr lang, aber es war ja auch eine komplexe Diskussion.
Vielen Dank und freundliche Grüße aus dem befreundeten Nachbarstadtteil Alsterdorf
Jörg W. Lewin
SPD-Bezirksabgeordneter