Die Koldeweystraße
Wer war Carl Koldewey?
Am 29. Oktober 1959 wurde der zwischen Wigandweg und dem Moorweg neu angelegte behelfsmäßige, so genannte “Bebberweg” in Koldeweystraße benannt.
Carl Koldewey gehört damit zu einer Reihe von Meteorologen, nach denen einige Straßen in Groß Borstel benannt wurden, z.B. Wladimir Köppen, Johannes Georgi und Albert Wigand. Er gilt als der Begründer der deutschen Arktisforschung, denn um die Mitte des 19. Jahrhunderts ist Grönland noch nicht erforscht, ebenso wenig weiß man über das Eismeer, das sich bis zum Nordpol erstreckt.
Carl Christian Koldewey wurde am 26.10.1837 in Brücken geboren. Mit 16 Jahren heuerte er als Schiffsjunge an, besuchte mit 22 Jahren die Seefahrtschule in Bremen, hatte mit 30 Jahren sein Kapitänspatent in der Tasche und begann zwischen 1866 und 1867 an den Universitäten Hannover und Göttingen Mathematik, Physik und Astronomie zu studieren.
Carl Koldewey (26.101837-17.5.1908) Quelle: National Geographic, Deutschland |
1868 warb ihn ein Mann, der für die weitere Entwicklung Koldeweys sehr wichtig werden sollte, für eine Polarexpedition an: August Heinrich Petermann. Dieser berühmte Geograph hatte bereits die Ergebnisse vieler bedeutender Expeditionen veröffentlicht. Er vertrat die Theorie, dass es in der Nähe des Nordpols ein offenes Polarmeer und auch Land gäbe – Grönland – und dass der Nordpol kein Kontinent wäre wie die Antarktis, sondern eine Insel.
Drei Jahre lang hatte er die nötigen Geldmittel für eine erste deutsche Nordpolarexpedition eingeworben und übertrug nun Koldewey – der inzwischen einen ausgezeichneten Ruf als Kapitän und Naturwissenschaftler hatte – 1868 als Kapitän des Schraubendampfers “Grönland” die Leitung dieser Expedition. Er sollte so weit wie möglich nach Norden vorstoßen. Doch bereits kurze Zeit nach dem Aufbruch blockierten Eisfelder die Weiterfahrt, im Juni des gleichen Jahres saß die Mannschaft im Packeis fest und wurde von 75o auf 73o nördlicher Breite abgetrieben. Auch die weiteren Versuche führten nicht zu dem gewünschten Beweis von Petermanns Theorie. Zwar brachte Koldewey eine Menge wissenschaftlicher Daten mit nach Hause, doch war es für ihn eine misslungene Expedition.
1869-1870 brach Carl Koldewey als Leiter der zweiten deutschen Nordpolarexpedition mit der “Germania” Richtung Grönland auf, begleitet von einem zweiten Schiff, der “Hansa”. Aufgrund des schlechten Wetters verloren sich beide Schiffe bald aus den Augen. Die “Hansa” wurde vom Eis zerdrückt, die Mannschaft konnte sich zum Glück auf eine Eisscholle retten.
Der “Germania” gelang es dagegen, im August 1869 bis auf 74o nördlicher Breite vor die Ostküste Grönlands vorzudringen. In einer Bucht der Sabine-Insel schlug die Mannschaft im August das Winterquartier auf. Sie errichteten ein Observatorium, führten magnetische und astronomische Beobachtungen durch und erkundeten die Umgebung. Trotz der völligen Dunkelheit ab November behielten sie ihre Messungen von Temperatur, Luftdruck, Wind und Gezeiten bei.
Im August 1991 wurde die deutsche Forschungsstation „Koldewey“ auf Spitzbergen eingeweiht. Im Jahr 2003 wurde sie mit dem französischen Polar-Institut Paul Emile Victor zusammengeführt als “Französisch-Deutsche-Arktisbasis AWIPEV”.
Quelle: National Geographic, Deutschland
Im März 1870 brach Koldewey mit elf Mann zu einer großen Schlittenreise nach Norden auf. Sie hatten keine Hunde, mussten ihr Gepäck selber ziehen. Trotz der enormen Anstrengungen war die Liste ihrer Entdeckungen lang, u.a. Teufels-Kap, Dove-Bai , Koldewey-Insel. Im April erreichten sie den 77. Breitengrad. Der Versuch, weiter nach Norden vorzustoßen, musste aufgegeben werden. Auf ihrem Kurs nach Süden entdeckten Koldewey und seine Crew den Kaiser-Franz-Josef-Fjord, der Höhepunkt ihrer Expedition.
Als Koldewey und seine Mannschaft Anfang September 1870 in Bremerhaven eintrafen, gab es für sie keinen großen Empfang – Deutschland war im Krieg mit Frankreich!
Nach Beendigung der Expeditionen beteiligte sich Koldewey als Autor an wissenschaftlichen Publikationen. Ab 1871 arbeitete er an der Deutschen Seewarte in Hamburg und leitete die Abteilung “Nautische Instrumente”, die er 1875 übernahm. Am 31.7.1905 ging er als Admiralitätsdirektor in den Ruhestand und starb am 17.5.1908 in Hamburg.
Koldewey war der Erste, der eine Polarregion systematisch erkundet hat. Als einer der Ersten setzte er sich für ständige Messstationen in der Arktis ein. Auf Ny-Alesund auf Spitzbergen wurde eine Forschungsstation nach ihm benannt, die vom Alfred-Wegener-Institut betrieben wird (Alfred Wegener war der Schwiegersohn von Wladimir Köppen). Traute Matthes-Walk