#Ankommendevon Sebastian Schnoy
Ich bin so stolz, ein Wort, das ich erfunden habe, hat es ins ZDF geschafft! Ja, sogar in den Sprachschatz der dort moderierenden Leute. Ihr fragt Euch sicher auch, wer sich immer die neuen Begriffe ausdenkt, die wir alle übernehmen sollen. Diesmal ist die Antwort: Ich war es! ☺ Seit ein paar Jahren beschäftige ich mich auf der Bühne mit dem Phänomen, dass sich das Wort, das Flüchtlinge beschreibt, alle zwei Jahre ändert, weil sich das bis dahin übliche als diskriminierend entpuppte. So wurden aus Asylanten Asylbewerberinnen, dann Flüchtlinge und schließlich Geflüchtete. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir den Menschen, die ganz neu in Deutschland sind und Deutsch lernen müssen einen Bärendienst erweisen, wenn sich das Wort, das ausgerechnet sie beschreibt, alle zwei Jahre ändert.
Eine Struktur wiederholt sich stets. Die, die ein neues Wort schaffen, finden immer selbst nach einiger Zeit doch noch etwas Diskriminierendes. Deshalb prophezeite ich im Kabarett, alle, die brav Geflüchtete, statt Flüchtlinge sagten, müssten bald erneut zur Nachschulung. Menschen sollten nicht auf ihre Flucht reduziert werden, sie seien vielmehr Ankommende. Mein Dank geht an die ZDF-Redakteurin, die in meiner Show in Mainz war, die Ironie übersehen, dafür den Begriff durchgeboxt hat. Nun werden sich Ankommende, die in ihren ersten Monaten in Deutschland das deutsche „heute journal“ anschauen, noch herzlicher akzeptiert fühlen. Auch möchte ich jetzt schon den weiteren Fortschritt in dieser Wort-Baustelle vorhersagen. In zwei Jahren also 2026 möchte man Leute, die schon länger bei uns sind, nicht mehr als Ankommende herabwürdigen, sie werden dann Hierbleibende. Dieser Begriff wird gegen 2028 herabwürdigend empfunden und gegen Hierhergehörende ausgetauscht. Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich bin ein großer Fan der Einwanderung von friedlichen Leuten, die USA sind dank dauerhafter Einwanderung bis heute die stärkste Wirtschaftsnation der Welt. Aber der gruselige Versuch, reale Probleme nur mit Sprache zu lösen, hat weder unter Mao, noch unter Stalin auf Dauer geklappt und gehört nicht in den Werkzeugkasten einer freien Gesellschaft.
Sebastian Schnoy ist ein Hamburger Buchautor, Comedian, Kolumnist, Kabarettist. Zur Zeit tourt er durch die Republik mit seinem Programm „Mehr Idiotie wagen“. Schnoy ist im Oktober in Alma Hoppes Lustspielhaus aufgetreten und ist am 18. 11.2023 im Batavia Wedel zu sehen und zu erleben.