Birgit Pflugmacher
Kunsthistorikerin aus Groß Borstel
Sie hatte von klein auf eine Orientierung zur Kunst, jedoch zunächst einen Brot- und Butterberuf erlernen müssen. Birgit Pflugmacher (80) sollte auf Geheiß ihres Vaters nicht Modezeichnerin werden, sondern einen kaufmännischen Beruf ergreifen. Sie wählte Textilkauffrau – das ist vielleicht eine Erklärung für ihr Faible für schöne Stoffe und elegante Kleidung.
Birgit Pflugmacher ist sowohl beim Kommunalverein als auch bei der Initiative Marcus und Dahl stellvertretende Vorsitzende. Viele im Stadtteil kennen sie aus Vorträgen über Künstler in Groß Borstel oder aus der Arbeit im Kommunalverein, für den sie seit einigen Jahren den KuKuK betreut – Kultur und Kurzweil für Kinder. Sprich Kinderfreizeitangebote mit Zauberei, Indianergeschichten, Erste-Hilfe-Kursen und vielem mehr.
Sie kam 2011 in den Kommunalverein, weil sie sich im Stadtteil engagieren wollte. Und weil sie von einem Nachbarn gefragt wurde, ob sie nicht einmal die Arbeit im Kommunalvereinsvorstand kennenlernen wollte. Seitdem unterstützt sie die mit beeindruckender Disziplin.
Bis 1985 hatte Birgit Pflugmacher als Textilkauffrau gearbeitet. Der Wunsch, mit Kunst oder Kunstgeschichte zu tun haben zu wollen, versiegte nicht. Die beiden Töchter waren aus dem Haus, eine neue Aufgabe wurde angepeilt: Abitur. Dr. Birgit Pflugmacher hatte kein Abitur, damals natürlich auch noch keinen Doktortitel. Aber den unbändigen Willen, sich in Richtung Kunst voran zu arbeiten.
Sie wechselte den Job, wurde Sekretärin beim Dekan für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Hamburg. „Mein Chef war ein unglaublich großzügiger Mensch“, berichtet Birgit Pflugmacher aus der Zeit. „Ihm war nur wichtig, dass ich meine Arbeit erledigte. Es war ihm vollkommen egal, ob ich spät oder früh zur Arbeit kam. Und er unterstützte mich sehr dabei, ein Studium anzustreben.“
Birgit Pflugmacher interessierte sich besonders für Architektur und Städtebau; sie wollte wissen, wie eine „Idealstadt“ aufgebaut sein sollte. Sie bewunderte italienische Renaissance-Städte, deren geometrischen Aufbau, besonders natürlich auch den Gartenbau der Renaissance.
Birgit Pflugmacher machte Abitur in der Abendschule. Sobald die Arbeit an der Uni erledigt war, büffelte sie für die Prüfung. Nach dem Abitur der nächste Schritt: Studium der Geschichte und Kunstgeschichte.
Dann Diplom und schließlich 2002 mit über 60 Jahren die Promotion über den Schriftwechsel des Kunsthistorikers Alfred Lichtwark mit dem Maler Max Liebermann. Neben dem Beruf! Das geht nicht ohne Fleiß, nicht ohne Disziplin und nicht ohne Leidenschaft für die Sache. So auch ihr jüngstes Werk, ein Buch über die „Künstlerkolonie Groß Borstel“, das sie zusammen mit Hans-Heinrich Nölke herausgegeben hat. Heio Nölke, wie er von Freunden genannt wird, hatte in seiner Zeit als Kommunalvereinsvorsitzender per Zufall das Werk von Gert Marcus entdeckt und sich gewundert, dass dieser in Groß Borstel kaum bekannt war. Der Verein Marcus und Dahl wurde gegründet und Birgit Pflugmacher engagierte sich dort, indem sie Artikel für den Boten schrieb, Vorträge über Künstler hielt und Nachforschungen über viele Künstler mit Groß-Borstel-Bezug aufnahm.
Tatsächlich gab es in Groß Borstel ein munteres Künstlerleben. Über die bedeutensten Künstler ist – rechtzeitig zu Weihnachten – das Buch von Birgit Pflugmacher und Heio Nölke erschienen. Es enthält sehr unterschiedliche Portraits von verschiedenen Autoren, zum Beispiel von André Schulz, der regelmäßig im Boten veröffentlicht. Beiträge über Elisabeth Büttner, Ingolf Dahl, Alfred Ehrhardt, Gustav Falke, Hans und Annie Glissmann, Gert Marcus, Heinrich Rode, Fritz Stavenhagen, Alfred Stendel, Paul Storm und Charlotte Storm-West.
Spannend geschrieben, reichhaltig und hochwertig bebildert ist es im MKH Medien Kontor Hamburg erschienen, im Buchhandel und in der ABC-Apotheke für 18,80 Euro zu erwerben.
Uwe Schröder