Das ist alles so gemein … Herzlos: Kündigung wegen Stummel
Stummel ist das Ein und Alles von Monika Weelinck. Die Seniorin liebt den stupsnasigen Pekinesen-Mix abgöttisch und kann sich ein Leben ohne den kleinen Hund nicht vorstellen. Das scheint „Fördern und Wohnen“ jedoch egal zu sein. Das städtische Unternehmen hat der 69-Jährigen fristlos gekündigt – wegen Stummel.
„Fördern und Wohnen“ schreibt sich soziales Engagement auf die Fahnen. Arme, Behinderte, Flüchtlinge oder chronisch Kranke finden in den Einrichtungen eine Wohnung. So auch Monika Weelinck.
Nach dem Tod ihres Mannes konnte die schwer kranke Frau ihre Altbauwohnung auf der Uhlenhorst nicht mehr halten und zog vor drei Jahren in eine 33 Quadratmeter große Ein-Zimmer-Wohnung in die Einrichtung „Wohnen für Senioren“ an der Borsteler Chaussee. Mit dabei: ihr Jack-Russell-Terrier „Bobby“. Er wurde von „Fördern und Wohnen“ toleriert. 2017 starb das Tier.
Monika Weelinck: „Ein halbes Jahr hab’ ich es ausgehalten ohne Hund. Aber ich hab’ mich nur noch verkrochen und viel geweint.“ Also schaffte sich die Seniorin Stummel an. Die Leitung der Einrichtung reagierte mit der Aufforderung, den Hund sofort abzuschaffen. Angeblich hätten sich andere Bewohner beschwert.
Frau Weelinck bestreitet das: „Das Gegenteil ist richtig. Alle hier lieben Stummel und hängen Leckerli an meine Tür.“ Es gab sogar eine Unterschriftenliste für Stummel. Frau Weelincks Arzt bescheinigte, wie wichtig der kleine Hund für die kranke Frau sei. Die SPD-Bezirksfraktion Nord schaltete sich ein und bat „Fördern und Wohnen“, der alten Dame doch ihren Mischling zu lassen. Vergeblich.
Ende 2018 flatterte Monika Weelinck die fristlose Kündigung ins Haus, „Fördern und Wohnen“ stellte Räumungsklage vor Gericht. Gegenüber der MOPO wollte sich das Unternehmen nicht äußern.
Per Anwalt hat Frau Weelinck Widerspruch eingelegt. Die Rentnerin: „Stummel tut doch niemanden etwas, bellt nicht mal. Das ist alles so gemein …“
Thomas Hirschbiegel, MOPO