EDITORIAL

Liebe Borsteler,
irgendwie bin ich grad verwirrt: Zwischen dem 24. Januar und 29. März stellte die Bundespolizei 44.891 Mängel bei der Test und Nachweispflicht von Reisenden aus Virusvarianten oder Hochrisikogebieten fest. 3.753 der Verstöße fanden an Flughäfen statt, easyJet zum Beispiel lehnt es generell ab, Passagiere zu testen, auch deutsche Fluggesellschaften verstoßen gegen Testkontrollen: In 110.280 Fällen gab es Defizite bei den digitalen Einreiseanmeldungen. (merkur.de vom 15. April 2021)

Wir haben Anfang letzten Jahres erlebt, dass nur wenige Personen das Virus aus China mitgebracht haben und zum Superspreader wurden, sodass der Grundstein für die Pandemie in Europa gelegt wurde. So sehr ich, wie Millionen andere Deutsche und Europäer, diszipliniert die Regeln befolge, um mich und andere nicht zu gefährden, so unverständlich sind mir die Zahlen, die durch Mobilität und Reiseverkehr offensichtlich in Kauf genommen werden. Ich verstehe auch nicht, wieso wir unsere Daten Google, Amazon, Facebook etc. vertrauensvoll (?) überlassen dürfen und das Internet als einziges „Geschäft“ seit einem Jahr für unsere Versorgung rund um die Uhr geöffnet ist, aber wegen des Datenschutzes eine effektive Kontaktverfolgung von Infizierten verhindert wird; er schützt unsere Daten vor dem Zugriff des Staates. Der scheint weniger vertrauenswürdig zu sein als die Internetgiganten.
Aber er darf uns – zumindest in Hamburg – mit einer Ausgangssperre belegen, er darf anordnen, dass wir an der frischen Luft Masken tragen müssen, dass Sport mit Abstand (Tennis) draußen verboten ist und dass entweder nur Oma oder nur Opa zu Besuch kommen darf, obwohl die beiden Tag und Nacht zusammen sind. Die Kinder sind seit einem Jahr zum großen Teil im Homeschooling-Lockdown und nehmen durch das Verbot des Vereinssports trotz Hygienekonzepten weiteren körperlichen und seelischen Schaden. Schade, dass nur Virologen von der Politik gehört und berücksichtigt werden, aber nicht die Aerosolforscher, die belegen, dass nicht draußen die Gefahr lauert, sondern drinnen. Und dass man mit einem vollautomatischen Ventilator im Fenster eines jeden Klassenraums in Deutschland mit ca. 6 – 7 Milliarden Euro die Schulen zu ziemlich sicheren Orten machen würde. Das würde auch für Büros und Gewerberäume gelten …
Dass in Anbetracht dieser Situation viele Milliarden Steuergelder in Lufthansa, TUI und Condor gepumpt werden, ist Geschmackssache; dass es flächendeckend Kurzarbeitergeld und Wirtschaftshilfen auch für kleine und mittlere Betriebe gibt, wäre eine gute Sache, wenn es denn zeitnah klappen würde. Dass aber 9000 Pflegekräfte innerhalb des letzten Jahres ihren aufreibenden und gefährlichen Job gekündigt haben und daher 20 Prozent der Intensivbetten nicht genutzt werden können, liegt daran, dass den warmen Worten und dem Applaus keine finanzielle Aufwertung des Berufsstandes folgte.
Verzeihen Sie mir, wenn ich hier mal etwas Unverständnis artikuliere. Aber mitunter scheint in der Politik einfach der gesunde Menschenverstand zu fehlen, als eine wichtige Komponente für Entscheidungen. Den haben wir im Vorstand des Kommunalvereins bemüht und entschieden, die angepeilte Jahreshauptversammlung nicht schon für Juni zu planen, sondern erst für den Herbst. Wir hoffen sehr, dass bis dahin alle ein „Impfangebot“ bekommen haben und wir damit eine sichere Präsenzveranstaltung haben können. Wir wollen aber im Juni den Versuch starten und eine digitale Mitgliederversammlung anbieten. Im Juni-Boten und auf unserer Website grossborstel.de wird dann genau erklärt, wie man daran teilnehmen kann.
Viele Borsteler haben schon beim Stadtteilbeirat am 25. Februar 2021 geübt, an einer großen digitalen Veranstaltung teilzunehmen und danach sind ca. 160 Vorschläge von Ihnen für die Umsetzung des RISE-Prozesses bei den Quartiersmanagern Ingrid Schneider und Jan Krimson eingegangen. Wir hoffen sehr, dass all diese Vorschläge auch für alle Borsteler sichtbar gemacht werden, damit wir sie kennen und dazu Stellung nehmen können. Lesen Sie dazu auch den Artikel „Superblocks in Groß Borstel“ von Uwe Schröder auf Seite 6: Hier wird beschrieben, wie lebendige moderne Stadtteilplanung für die Bewohner aussehen kann, mit Beispielen aus Barcelona, Paris und – Eimsbüttel! Und was im Nachbarbezirk Eimsbüttel geht, sollte doch auch in Groß Borstel machbar sein, oder?
Herzlich Ihre Ulrike Zeising

VIRTUELLE MITGLIEDERVERSAMMLUNG
AM 9. JUNI UM 19:30 UHR

Wir dürfen leider keine Präsenz-Mitgliederversammlungen durchführen, aber wir können uns virtuell treffen.
Jeder, der ein Smartphone, einen normalen Computer oder ein Tablett mit Internetzugang hat, kann sich beteiligen. Bitte melden Sie sich an unter mitgliederversammlung@grossborstel.de.
Wir schicken Ihnen dann die Zugangsdaten.