Editorial

Liebe Borstelerinnen, liebe Borsteler,

kennen Sie Paris? Sind Sie schon einmal mit dem Auto dort gewesen? Oder haben Sie sich Paris schon mal auf der Karte angesehen?

Paris ist die zweitgrößte Stadt Europas, dort wohnen 11,1 Millionen Menschen. In der Kernstadt immerhin 2,2 Millionen Menschen auf 105 km². Eingefasst wird die Kernstadt vom Boulevard Périphérique, einer ringförmigen Stadtautobahn. Der Verkehr ist echt heftig, wenn man dort mit dem Pkw unterwegs ist! Wer die Ausfahrt verpasst hat, kann im Kreis fahren, bis die passende Ausfahrt wieder vorbeikommt. Innerhalb dieses Rings wird es demnächst viel ruhiger.

„Bis 2024 werde im Herzen der Hauptstadt eine verkehrsberuhigte Zone geschaffen. Der Platz für den Autoverkehr werde drastisch reduziert, kündigte Bürgermeisterin Anne Hidalgo am Donnerstag an. Der Durchgangsverkehr solle verbannt werden. Erarbeitet werde ein neuer Verkehrskodex, der für mehr Respekt zwischen Auto- und Radfahrern sowie Fußgängern sorgen soll. Im Fokus stehe der Schutz der Fußgänger… und im Stadtgebiet wurde fast überall Tempo 30 eingeführt.“ (SZ vom 30.März 2023)

Groß Borstel ist bekanntlich nicht Barcelona und auch nicht Paris mit dem Boulevard Périphérique – aber: Die Kollaustraße im Westen, das Nedderfeld im Süden, Rosenbrook und Alsterkrugchaussee im Osten sowie die Sportallee im Norden bilden auch einen Ring großer Straßen um unser Dorf. Vielleicht doch ein Super-Block? Umso einfacher müsste es doch bei einem so viel kleineren Stadtteil zu erreichen sein, die Bewohner auf der Borsteler Chaussee und in den Wohnstraßen vor Durchgangsverkehr zu schützen. Und bei einem flächendeckenden Tempo 30 können Fußgänger, Radfahrer, Gassigeher, Rollator- und Rollstuhlfahrer, Kinderwagenschieber, Schulkind und Laufradknirps sicher und stressfrei und wirklich respektvoll miteinander leben! Ähnliche Modellversuche wurden schon in Ottensen getestet, in Eimsbüttel wurde ein Blockmodell mit Superbüttel entworfen.

Neben Tempo 30 wurden viele weitere kreative Ideen entwickelt, den Durchgangsverkehr um einen Ortskern herum zu leiten: kluge Ampelschaltungen am Ortseingang beispielsweise. Und damit das Nedderfeld dann die Mehr-Verkehre aufnehmen kann, reicht es, wenn die Polizei Hamburg ihre rückwärtsgewandte Haltung aufgibt und das Halteverbot endlich auf die verkehrsbehindernd parkenden Autolaster anwendet, die täglich über Stunden mehrere Fahrspuren blockieren und Radfahrer zu lebensgefährlichen Überholmanövern in die mittlere – gegenläufige – Spur zwingen.

Um im Rise-Prozess ein Zukunftsmodell für Groß Borstel – und hier das Kernstück, die Verkehrsplanung – ernsthaft und zielgerichtet voranzutreiben, haben wir den Staatsrat der Behörde für Verkehr und Mobilität, Martin Bill, eingeladen zu einer Diskussion mit den Borsteler Bürgern: am Donnerstag, 5. Oktober 2023, um 19.30 Uhr im Stavenhagenhaus.

Senator Dr. Anjes Tjarks hat über sein Büro zugesagt, im Frühjahr 2024 zu einer zweiten Veranstaltung zu kommen, um die bis dahin erfolgten konkreten Vorschläge mit uns zu erörtern. Also halten Sie sich den
5. Oktober abends frei, versuchen Sie, einen Babysitter zu organisieren und lassen Sie den Sporttermin mal sausen!

Herzlich Ihre Ulrike Zeising