Elisabeth Johanna Katharina Büttner
Ein „Malweib“ in Groß Borstel
Haben Sie sich noch nie klargemacht, dass das Leben für Männer gemacht ist? Aber lassen Sie sich nicht entmutigen, sagte ein Mallehrer zu Louise Breslau (1856-1927), einer der bedeutendsten Malerinnen der Schweiz; und Alfred Lichtwark (1852-1914), der erste Direktor der Hamburger Kunsthalle, ließ sich einer Mutter gegenüber, deren Tochter Malunterricht nehmen wollte, zu dem Satz hinreißen: Warum lassen Sie Ihre Tochter nicht lieber ordentlich kochen lernen? Es gibt so viele schlechte Künstlerinnen und wo wenig gute Köchinnen.
„Malweiber“ wurden Künstlerinnen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert in Europa von ihren männlichen Kollegen gern genannt, denn sie traten immer stärker als Konkurrenz zu ihnen in die Öffentlichkeit. Auch wenn ihnen der Zugang zu den allgemeinen Kunstakademien weiterhin verwehrt wurde, ließen sich die Frauen nicht mehr einschüchtern oder abschrecken, sondern folgten ihrer Eingebung und Berufung. So auch Elisabeth Johanna Katharina Büttner (1853 – 1934), die von 1908 bis 1928 in einer kleinen Jugendstilvilla in der Brückwiesenstraße in Groß Borstel lebte und arbeitete.
Die in Hamburg geborene Kaufmannstochter begann ihr Studium der Malerei an der Damen Akademie des Münchner Künstlerinnenvereins, an der sie später als Lehrerin für die Fächer „Übung Anatomie“, „Gips- und Vorbereitungs-klasse“ arbeiten sollte. Zwischenzeitlich ging sie jedoch zur weiteren Ausbildung nach Paris, der Stadt der künstlerischen Avantgarde, an die Geburtsstätte des Impressionismus.
Es folgten Aufenthalte und Lernphasen in Ungarn, Amerika, Brasilien und Russland. Dazu kamen Besuche in Berlin und Rothenburg o. T., wo sie Kontakt zur Malschule von Elise Mahler (1856-1924) und Maria Ressel (1877-1945) aufnahm. Zu diesen beiden Künstlerinnen entwickelte Elisabeth eine lebenslange Freundschaft.
Anfang des 20. Jahrhunderts lehnte Elisabeth Büttner eine Einstellung in den Volkschuldienst ab und entschied sich zur freischaffenden Tätigkeit als Porträtmalerin. 1904 besuchte sie erstmals die Insel Hiddensee. Als Gerhart Hauptmann 1885 die Insel kennenlernte, war er von Land und Meer begeistert, warnte jedoch vorausschauend: Hiddensee ist eines der lieblichsten Eilande, nur stille, stille, dass es nicht etwa ein Weltbad werde.
Elisabeth Büttner verbrachte bis 1910 ihre jährlichen Sommeraufenthalte auf Hiddensee und kaufte sich dann 1915 in Vitte einen kleinen reetgedeckten Fischerkaten, das „Hexenhaus“
(es steht heute unter Denkmalschutz). Sie fand schnell Kontakt zu dem von der Malerin Henni Lehmann (1862-1937) 1919 gegründeten
Hiddenseer Künstlerinnenbund, einer Vereinigung von Malerinnen aus ganz Deutschland, die an die Ostsee kamen, um sich Motiven der Insel und der Waterkant zu widmen, der Größe von Land, Meer und Firmament. Die Künstlerinnen sehnten sich nach Ursprünglichkeit, Einfachheit und der Natur verbundenem Leben. Hier trafen sich Frauen, die in unterschiedlichen Stilrichtungen malten, um gemeinsam zu arbeiten, zu diskutieren, auszustellen und zu verkaufen.
Wahrscheinlich verlebte Elisabeth Büttner in jenen Jahren eine produktive, erfolgreiche und glückliche Zeit. 1930, krank und verarmt, war sie gezwungen, ihr geliebtes „Hexenhaus“ in Vitte auf Hiddensee für 2.000,- Mark zu verkaufen. Die letzten Lebensjahre verbrachte sie in einem Versorgungsheim im Baumkamp. Im „Garten der Frauen“ auf dem Friedhof Ohlsdorf ist ihr zu Ehren ein kleiner Erinnerungsstein gesetzt worden.
Vielen Dank an das Mitglied des Kommunalvereins Groß Borstel, das uns auf Elisabeth Büttner aufmerksam machte. Wir freuen uns über jede Anregung.
B. P.