Gerd Hachmann
Das Eppendorfer Moor
Als der Groß Borsteler Vermessungsingenieur Gerd Hachmann in Rente ging, hatte er sich vorgenommen, ein Jahr lang alle zehn Tage ins Eppendorfer Moor zu gehen und dort die Natur zu filmen. Er begann im Januar und war über das Jahr gesehen insgesamt 56-mal dort mit seiner Nikon D500 und filmte, was ihm vor die Linse kam.
Hachmann ist familiär vorbelastet. Schon sein Vater, Werner Hachmann, war seit seinen Jugendtagen begeisterter Amateurfotograf. Er gründete nach dem Besuch von Volkshochschulkursen über Fotografie einen Amateurfotoverein, das Fototeam Segeberg, das er über 25 Jahre leitete und das noch heute besteht. Seine Söhne übernahmen das Hobby, sind über die Jahre bestens mit Fototechnik ausgestattet. Gerd Hachmann ist zudem Nachbar von Dr. Hans-Helmut Poppendieck, dem Vorsitzenden des renommierten Botanischen Vereins, der wiederum einer der anerkannten Kenner des Eppendorfer Moors ist. Wer Poppendiecks enzyklopädisches botanisches Wissen und seine kurzweiligen Vorträge über die Botanik kennt, wird sich nicht wundern, dass sein Nachbar Hachmann für Fotoexkursionen durch das nahegelegene Moor begeistert wurde.
Als Hachmann im Januar anfing, musste er teilweise im Regen, Hagel oder bei Schneefall filmen. Er stand dann da mit Schirm und Kamera bewaffnet und fahndete im trüben Moor nach aussagekräftigen Motiven. Und – ich will es vorwegnehmen – es ist ihm gelungen. Schöne Blumen in der Sonne machen sich immer gut, aber wenn es rundherum triefend nass ist, die Bäume mit dürren Ästen blattlos im Himmel herumstochern, dann gute Motive zu liefern: Das zeigt Könnerschaft.
Hachmann hielt durch, wanderte mit Fotoequipment, so wie er es sich vorgenommen hatte, alle zehn Tage und noch ein paar Tage mehr durchs Moor. Wurde belohnt durch einen schönen Winter, in dem die Kinder auf dem Moor Schlittschuhfahren konnten, und durch ein Frühjahr, das die Farben explodieren ließ, durch pralle Sommertage in der einmaligen Pflanzenwelt des Eppendorfer Moores, belohnt durch die Farben des Herbstes und schließlich wieder durch die Stille des Winters. Er machte insgesamt 1800 Filmaufnahmen, listete sie akribisch mit einer Kurzbeschreibung, einer geografischen Markierung und einer subjektiven Bewertung in einer Excel-Tabelle auf, um später das Material zusammenschneiden zu können.
Und war es mehr eine Last oder mehr Freude, sich durch die Berge von Material zu arbeiten? „Eindeutig mehr Freude“, antwortet Hachmann, wie aus der Pistole geschossen.
Die Filme hat er mit seinem Nachbarn Hans-Helmut Poppendieck besprochen, den er über das Eppendorfer Moor interviewte. „Vermutlich ist das Moor im Mittelalter entstanden“, erläutert Poppendieck in dem Film von Gerd Hachmann, „begünstigt durch die Aufstauung der Alster, was den Wasserabfluss aus dem Gebiet verminderte.“ Später wurde Torf aus dem Moor von den Bauern verwendet, die ihre Wiesen mit dem nährstoffhaltigen Material düngten.
Ein Glück für die Entwicklung des Eppendorfer Moors war der Schießstand des preußischen Infanterie-Regiments Nr. 76, der 1862 auf dem Moor errichtet wurde, und der sich über dessen ganze damalige Länge über einen Kilometer erstreckte. Die militärische Nutzung wurde 1904 aufgegeben. Das Gelände lag brach. Nach 1945 gab es Pläne, das Moor mit Schutt zu verfüllen, die glücklicherweise nicht weiterverfolgt wurden. 1982 wurde das Moor unter Naturschutz gestellt. Es ist das viertkleinste Naturschutzgebiet der Hansestadt Hamburg, aber das größte innerstädtische Moor Europas.
Gerd Hachmanns Film über das Eppendorfer Moor können Sie auf seiner Internetseite ansehen. Rufen Sie gerdhachmann.hamburg/eppendorfermoor/http://www.gerdhachmann.hamburg/ auf, und Sie können wählen zwischen einer Kurzversion (365 Sekunden) und der 45-Minuten-Version. Der Kommunalverein plant, den Film auf einer seiner Mitgliederversammlungen zu zeigen.
Uwe Schröder
Das Borsteler Moor befand sich im Norden von Groß Borstel, auf dem Gelände des heutigen Flughafens. Das Eppendorfer Moor liegt zwar auf dem Stadtteilgebiet von Groß Borstel, gehörte aber früher zu Eppendorf. Die Eppendorfer Bauern nutzten Torf aus dem Moor zur Düngung Ihrer Wiesen.