Gross Borstel kämpft für Verkehrsberuhigung
Fahrraddemo war ein voller Erfolg, nächste Demo am 16. Juni
Schönes Wetter, gute Stimmung bei der Fahrraddemo am 19. Mai. Teilweise war die gesamte Borsteler Chaussee jeweils in eine Fahrtrichtung gesperrt. Die Radfahrenden dominierten das Bild. Und die Borsteler Chaussee war in der Hauptverkehrszeit so ruhig wie lange nicht mehr. Thema: Wir wollen endlich eine Umleitung des Verkehrs. Raus mit dem Durchgangsverkehr aus der Borsteler Chaussee, dem Klotzenmoor und Spreenende, Umleitung über das Nedderfeld. Und Tempo 30.
Die Strecke der Demo führte vom Brödermannsweg startend über die Köppenstraße, rechts durch das Klotzenmoor und über die Borsteler Chaussee. Nach einer kurzen Verschnaufpause dann wieder über Köppenstraße, Klotzenmoor links Richtung Spreenende und von dort über die Borsteler Chaussee zurück zum Ausgangspunkt.
Die Frage: Ist eine Reduzierung des Pkw-Verkehrs überhaupt möglich? Klare Antwort: Ja. Der Berufsverkehr hatte sich zwar vorwiegend in der Alsterkrugchaussee gestaut, allerdings weil von der Deelböge kommende Pkw-Fahrer die Kreuzung verstopften. Ansonsten war auch der Verkehrsabfluss durch das Nedderfeld problemlos möglich.
Initiiert wurde die Demo von einer Gruppe Borsteler Bürger und Bürgerinnen, die den Kommunalverein um Unterstützung gebeten hatten. Gemeinsam wurden dann die Infos unter die Leute gebracht und Presse und Hamburg Journal informiert (s. ARD-Mediathek vom 19.5.22). Schätzungsweise 200 Radler kamen mit Kind und Kegel und demonstrierten in der Hauptverkehrszeit zwischen 16 und 18 Uhr für mehr Ruhe im Dorf. Es kamen auch einige Berufstätige, die für die Demo extra ein paar Stunden freigenommen haben.
Ulrike Zeising, Vorsitzende des Kommunalvereins, in einer kurzen Ansprache vor der Demo: „Was nützt uns der millionenteure Umbau der Borsteler Chaussee, wenn die Aufenthaltsqualität weiter unter der übermäßigen Verkehrsmenge leidet? Wir müssen die Verkehrsmenge deutlich verringern und Tempo 30 auf der gesamten Strecke durchsetzen. Tempo 30 wäre eigentlich eine Selbstverständlichkeit und unser gutes Recht vor Kitas und Schulen.“
Schon beim Umbau der Papenreye und zuletzt beim vierspurigen Ausbau des Nedderfelds vor dem sogenannten Bauhaus hatte die Politik, so Ulrike Zeising, den Bürgern eine deutliche Entlastung der Borsteler Chaussee versprochen. Leider wurden diese Versprechen nie eingelöst.
„Eine Verringerung der Verkehrsmenge wäre recht einfach zu realisieren“, meint Konrad Stege, Mitglied der besagten Gruppe Borsteler Bürger und seit neuestem auch Mitglied im erweiterten Kommunalvereinsvorstand. „Wir können die Ampelschaltungen so gestalten, dass weniger Autos in die Borsteler Chaussee einfahren. Zusätzlich müsste der Verkehr von der Deelböge, der zurzeit noch zweispurig in die Borsteler Chaussee geleitet wird, so wie früher wieder einspurig abgewickelt werden“, meint Stege. Die freiwerdende Spur könnte für Busse reserviert werden, deren Takt dadurch beschleunigt würde. Bislang müssen sich die Busse im Stau hintenanstellen. Konrad Stege hat einen entsprechenden Antrag beim Stadtteilbeirat eingereicht.
Ob die Politik diesmal anders reagiert? Das Problem scheinen die unterschiedlichen Zuständigkeiten bei der Neuplanung der Straße zu sein. Verkehrssenator Anjes Tjarks kämpft bekanntlich für die Mobilitätswende, aber gilt das auch für Groß Borstel? Die Polizei – zuständig Innensenator Andy Grote – hat Tempo 30 in der Borsteler Chaussee bislang immer wieder verhindert. Und die Rise-Planung zur Umgestaltung der sogenannten Senatsstraße liegt in Händen von Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeld. Wird sie das Ruder rumreißen können und Andy Grote überzeugen? Ungewiss.
„So lange werden wir solche Aktionen, wie am Donnerstag, wiederholen müssen“, schlägt Ulrike Zeising vor. „Die nächste Demo ist am 16. Juni. Wieder zwischen 16 und 18 Uhr.“ Ob es eine reine Fahrraddemo wird oder eine Kombination aus Platzbesetzung zwischen Brödermannsweg und Woltersstraße in Form eines Demo-Picknicks einerseits und einer Radrundfahrt durch Borstels starkbelastete Straßen andererseits, wird noch zu prüfen sein. Näheres erfahrt Ihr/erfahren Sie rechtzeitig unter grossborstel.de, auf der Facebookseite des Kommunalvereins und unter nebenan.de.