HÄUSER, DIE GESCHICHTEN ERZÄHLEN

LUFTSCHIFFE ÜBER HAMBURG (II)

Großadmiral von Tirpitz nach einer Fahrt mit dem L 1

Im April 1912 hatte die Kaiserliche Marine bei der Luftschiffbau Zeppelin GmbH für 850.000 Reichsmark ihr erstes Zeppelin-Luftschiff bestellt. LZ 14 wurde am 17. Oktober von Friedrichshafen nach Berlin-Johannisthal geflogen und dort von Staatssekretär Großadmiral Alfred von Tirpitz persönlich abgenommen. Im April 1913 wurde L 1 nach Hamburg abkommandiert, wo es zusammen mit Marineeinheiten in der Nordsee operierte. Der Eindruck, den die Luftschiffe zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf die Bevölkerung machten, muss gewaltig gewesen sein.

Das Marineschiff L 1 (LZ 14) war 155 Meter lang, etwas größer als eine moderne Bundeswehrfregatte. Aber es schwebte durch die Luft. In den Anfängen der Ballonluftfahrt diente erwärmte Luft als Traggas. Die Zeppeline waren mit Wasserstoff gefüllt, das allerdings leicht entflammbar war. Helium stand damals noch nicht in ausreichender Menge zur Verfügung.

Absturz des L 1 in der Nähe von Helgoland. Illustration von einem italienischen Schundroman.

Am 9. September 1913, um 13.30 Uhr brach
L 1 mit 20 Mann Besatzung zu seiner 68. Fahrt auf. Als Kommandant führte Kapitänleutnant Günther Hanne das Luftschiff. Er war der Sohn von Johannes Robert Hanne, dem Pastor der St.-Johannis-Kirche in Hamburg-Eppendorf. Bald nachdem L 1 Helgoland erreicht hatte, zog ein starkes Unwetter auf. L 1 wurde bei sintflutartigem Regen von den Sturmböen in vertikaler Richtung über mehrere 100 Meter hin und her geworfen. Infolge der Turbolenzen fielen einige Besatzungsmitglieder von Bord in die Nordsee. Schließlich stürzte das Schiff mit der Spitze voran auf die stürmische See, wobei das Gerüst des Schiffes zerbrach.
Eine Stunde lang hielt sich das Schiff noch über Wasser und ging dann unter. 13 Männer starben bei dem Unglück, darunter auch der Kommandeur Kapitänleutnant Hanne. Die übrigen Männer konnten von herbei geeilten Schiffen gerettet werden.

Der L 2 im Moment zwischen Start, Explosion und Absturz. Auf einer Gedenkmünze sah das Unglück seltsamerweise heroischer aus.

Das Schicksal des zweiten Marine-Luftschiffes L 2 (LZ 18) war nicht besser. Es wurde am 17. Oktober 1913 in Johannisthal der Marine übergeben. Schon beim ersten Start mit der Marinebesatzung geriet jedoch einer der Motoren in Brand und entzündete das Luftschiff. Alle 28 Mann der Besatzung kamen bei dem Unglück um.

Am 11. Mai 1914 wurde ein drittes Luftschiff L 3 (LZ 24) an die Marine geliefert. Es gehörte zu einer Bestellung von 12 Luftschiffen für Heer und Marine und war bei Beginn des Ersten Weltkrieges das einzige Luftschiff im Dienst der Marine. Im August 1914 wurde es für die Verwendung über der Nord- und Ostsee auf dem Flugfeld bei Groß Borstel stationiert.

Bis Ende 1914 erhielt die Marine noch zur Verstärkung der Luftflotte die Luftschiffe L 4, L 5, L 6, L 7 und L 8. Neben Hamburg kamen als weitere Marineflugfelder bei Nordholz an der Elbmündung, Hage in Ostfriesland, Tondern in Schleswig-Holstein, später noch Alhorn (1916) und Wittmundhaven (1917) hinzu.

Von ihren Stützpunkten nahmen die Marineluftschiffe an den Kämpfen im Ersten Weltkrieg teil, mit Aufklärungsflügen, aber auch mit Bombenangriffen auf Industrieanlagen in England.

Karte mit den Einschlagorten der „Silent Raids“ oder
„Baby-Killers“ genannten Bombardierungen in London (Foto | Wikipedia)

Die in Hamburg stationierten Marineluftschiffe L 3 und L 4 (LZ 27) gerieten im Januar 1915 bei einer Aufklärungsfahrt über Norwegen in einen Schneesturm und mussten auf dem Rückflug in Dänemark notlanden. Die Besatzung wurde dort interniert. L 5 nahm am 22. September 1914 seinen Dienst auf und wurde im Juni 1915 von Groß Borstel nach Seddin (Pommern, heute Polnische Republik) verlegte, von dort operierte es über der Ostsee.

Nach dem Abwurf von 3 Tonnen Bomben auf England strandete L 20 im Mai 1916 wegen Treibstoffknappheit nahe Stavanger
(Norwegen). Der Zeppelin wurde nach der Notwasserung abgewrackt, die Mannschaft interniert.

Am 16. September 1916 entzündete sich beim unsachgemäßen Nachfüllen von Treibgas in der Luftschiffhalle ein Feuer, das die Marineluftschiffe L6 und L9 völlig zerstörte. Die Halle wurde zwar wieder aufgebaut, musste aber nach dem Ende des Ersten Weltkrieges aufgrund des Versailler Vertrages demontiert werden. Mit den Zeppelinen war erst einmal Schluss.

Alles in allem wurden bis zum Ende des Ersten Weltkrieges 114 Zeppelin-Luftschiffe gebaut, einige weitere auch noch danach.
1917, nach dem Tod von Graf Zeppelin, übernahm Hugo von Eckener die Leitung der Luftschiffbau Zeppelin GmbH. Ihm gelang es 1924, ein weiterentwickeltes und 200 Meter langes Starrluftschiff in die USA zu verkaufen. 1926 baute er mit der 236 Meter langen „Graf Zeppelin“ (LZ 127) das erfolgreichste Luftschiff überhaupt. Die Graf Zeppelin unternahm Passagierfahrten in alle Teile der Welt. 1929 umrundete das Luftschiff auf einer Weltfahrt die Erde. 1931 überflog die Graf Zeppelin die Arktis.

Hugo von Eckener mit Ingenieuren unter der „Graf Zeppelin“

Von 1930 bis 1936 gab es einen regelmäßigen Liniendienst von Deutschland nach Amerika, die „Hamburg-Amerika-Linie“. Obwohl diese so hieß, starteten die Luftschiffe nicht in Hamburg. Schon 1910 hatte aber die Hamburger Reederei HAPAG (Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actien-Gesellschaft) die gesamte Werbung und Passagierabfertigung für die Zeppeline der Deutschen Luftschiffahrts AG (Delag) übernommen, die den Passagierdienst für die Zeppelin AG organisierte.

Fotomontagen der legendäre Spitze des Empire State Building die als Anlegemast angelegt wurde. Innerhalb von 16 Monaten nach
der Eröffnung des Gebäudes am 1. Mai 1931 wurden mehrere Versuche gemacht, passagierlose Luftschiffe anzudocken. Sie zeigten
jedoch nur, wie unpraktisch das ganze Unterfangen war. Es wurde lautlos eingestellt.

In den späten 1920er- und frühen 1930er-Jahren schien es, dass nicht propellergetriebene Flugzeuge, sondern mit Wasserstoff und Helium gefüllte Luftschiffe die Zukunft des interkontinentalen Luftverkehrs sein würden.

Die Spitze des 1931 fertig gestellten Empire State Building wurde seinerzeit tatsächlich als Anlegemast für Luftschiffe entworfen. 1936 wurde schließlich LZ 129, die „Hindenburg“, gebaut.

Nach einer Fahrt von Frankfurt/Main nach Lakehurst (USA) entzündete sich bei der Landung der Wasserstoff, und das Luftschiff fing Feuer. 35 der 97 Menschen an Bord kamen ums Leben. Mit dem Unglück war das Schicksal der transatlantischen Luftschifffahrt besiegelt.

Die „Hindenburg“ kurz vor der Jungfernfahrt und beim Überqueren der Pyramiden von Gizeh
Fotos | Wikipedi

In den späten 1990er kam es zu einer Wiederbelebung der Luftschiffidee. 1997 wurde von der immer noch existierenden Luftschiffbau Zeppelin GmbH in Friedrichshafen der erste Zeppelin NT gebaut, zum Einsatz für Rundflüge und Werbefahrten. Die Zeppeline NT fliegen mit Helium und sind in verschiedenen Ländern im Einsatz. Die 1996 gegründeten Cargolifter AG wollte mit einem Lastenluftschiff Schwerlasten durch die Luft befördern und baute für die Wartung der Luftschiffe in der Nähe von Berlin eine riesige 360 Meter, 210 Meter Breite und 107 Meter hohe Luftschiffhalle. 2002 ging die Cargolifter AG in Insolvenz. Die Halle wurde zuletzt als Freizeitpark „Tropical Island“ genutzt.Die „Hindenburg“ kurz vor der Jungfernfahrt und beim Überqueren der Pyramiden von GizehIn den späten 1990er kam es zu einer Wiederbelebung der Luftschiffidee. 1997 wurde von der immer noch existierenden Luftschiffbau Zeppelin GmbH in Friedrichshafen der erste Zeppelin NT gebaut, zum Einsatz für Rundflüge und Werbefahrten. Die Zeppeline NT fliegen mit Helium und sind in verschiedenen Ländern im Einsatz. Die 1996 gegründeten Cargolifter AG wollte mit einem Lastenluftschiff Schwerlasten durch die Luft befördern und baute für die Wartung der Luftschiffe in der Nähe von Berlin eine riesige 360 Meter, 210 Meter Breite und 107 Meter hohe Luftschiffhalle. 2002 ging die Cargolifter AG in Insolvenz. Die Halle wurde zuletzt als Freizeitpark „Tropical Island“ genutzt.

Der Freizeitpark „Tropical Island“

Andrè Schulz