Hallo Kartenmarie!
Ausgerechnet zum Corona-Start gründeten Sandra Heinrichs und Inka Baltes eine Postkartenmanufaktur. Die beiden Groß Borstelerinnen lieben Postkarten – aber die, die sie in den Läden sahen, fanden sie nie so wirklich passend und oft zu überladen. Also machte sich Sandra Heinrichs an die Arbeit, gestaltete eigene Karten. Zurückhaltende Optik, saubere Typografie, gute Materialien, witzige Ideen. Sie hatte Grafikdesign studiert, arbeitete als Artdirektorin in verschiedenen Agenturen und schließlich auch freiberuflich. Doch eigene Postkarten, das machte am meisten Spaß.
„Ist das nicht ein großer Schritt, damit ein eigenes Unternehmen zu gründen?“ – „Ja, klar. Und dann auch noch Corona“, erklärt Sandra Heinrichs, als wir sie bei Giulio Erdogan vor Lotto Groß Borstel treffen. „Aber die Lottoläden durften zur Coronazeit geöffnet bleiben. Die Leute hatten Zeit zu Hause, und viele schrieben wieder Postkarten. Da verkauften sich unsere Karten besonders gut. Wir kamen mit der Produktion zu Hause kaum hinterher.“
Sandra Heinrichs ging mit ihrem Musterkarton zu den noch geöffneten Läden. Giulio und Can von Lotto Groß Borstel waren ihre ersten Kunden. Am Großneumarkt gab es beinahe zeitgleich den nächsten Kunden. Giulio bestellte sogar direkt einen ganzen Kartenständer mit Karten von der Kartenmarie. Sandra: „So viele Motive hatte ich gar nicht!“ Schnell musste nachproduziert werden. Über Nacht. Jeder Unternehmer kennt solche Startgeschichten, und rückblickend sind Unternehmensgründungen immer ein kleines (oder großes) Abenteuer.
Postkarten gibt es ja wie Sand am Meer. Das Marketing dafür ist ähnlich herausfordernd wie für Mineralwasser. Die Produkte müssen sich unterscheiden. Sie sollten haptisch und optisch überzeugen. Der Nutzen muss stimmen.
Heute, ein paar Jahre später, zeigt sich: Das Konzept funktioniert. Die Absatzkurve zeigt steil nach oben. Sandra Heinrichs und Inka Baltes vertreiben ihre Produkte in über 800 Verkaufsstellen in Deutschland, Österreich und Schweiz. Es gibt Karten zu Weihnachten, Geburtstagskarten, Meilensteinkarten, Rubbelkarten, Minikarten, Klappkarten und noch viel mehr. Aber auch bedruckte Tassen, Notizbücher und -blöcke, Schlüsselanhänger und sogar witzige vergoldete Ketten. Alles in einem feinen, wertigen Design auf nachhaltigem Material. Die Postkarten etwas dicker als üblich. Fühlt sich gut an und sieht auch noch gut aus. Darauf legen die beiden großen Wert. Selbst die Cellophan-Folien der Verpackung sind nachhaltig Soja-basiert und recyclebar.
Die meisten neuen Kontakte zu Abnehmern der Produkte entstehen auf Fachmessen, durch Empfehlungen und über die Webseite kartenmarie.de. Sandra Heinrichs gestaltet die Produkte und Inka Baltes bringt ihre Ideen mit ein. Zusammen schleifen sie lange am Endprodukt, bis es dann in die Welt geschickt werden darf. Kartenmarie arbeitet mit regionalen Behindertenwerkstätten zusammen. Inka Baltes konnte leider nicht beim Interview und beim Fototermin dabei sein, sie lebt mittlerweile auf dem Land südlich von Hamburg.
Insofern bleibt mir nur, sie herzlich aus dem innovativen Groß Borstel zu grüßen. Macht weiter so, ihr beiden. Und beglückt Groß Borstel und den Rest der Welt mit tollen Ideen. Postkarten. Einfach mal das Handy aus der Hand legen. Ein wenig wie früher den Stift in die Hand nehmen, Komplimente oder Liebesgrüße an seine Nächsten schicken. Das berührt wieder richtig. Und ist auf jeden Fall besser als eine SMS.
Text, Foto: Uwe Schröder