Hier fehlt was?

Mit der Gleichberechtigung ist es nicht weit her. Während sich auf einem Park-ähnlichen Grundstücksstreifen entlang der Straße Spreenende die Bäume um jeden Quadratzentimeter Erde streiten müssen, steht ein einzelner Privilegierter umringt und geschützt von einer luxuriösen Baumscheibe aus Metall. Und er darf dort mitten auf dem Gehweg seinen Wurzelraum genüsslich ausbreiten.

Im Hintergrund sehen wir übrigens die Saga-Siedlung am Beerboomstücken. Dieser dichtbesiedelte Teil Groß Borstels hat auch viele HVV-Nutzer, von denen einige zum HVV keine Alternative haben. Die also wegen des Alters oder gesundheitlicher Einschränkungen nicht mehr Fahrrad- oder Autofahren können (bzw. mögen). Dass gerade diese Bevölkerungsgruppe im Regen stehengelassen wird, ist offenbar den Schreibtischtätern des HVV nicht aufgefallen.

Sie hatten nämlich die alte Haltestelle Spreenende etwas versetzt und dabei den Warteunterstand abgebaut. Die geduldigen, um nicht zu sagen duldsamen Borsteler warteten ab. Sie waren voller Hoffnung, bald ein neues, vielleicht sogar schickes Wartehäuschen zu bekommen.

Was geschah in der Zwischenzeit am Schreibtisch des HVV? Sie haben es erraten. Sie sehen es ja: Nichts. Und wenn Sie dort stehen und auf den Bus warten, dann sehen Sie auch häufig nichts. Zu früh abgefahren, zu spät angekommen oder gar nicht gekommen. Die Verkehrsanbindung Groß Borstels ist bekanntlich eine Katastrophe, aber noch schlimmer ist es, wenn man dabei auch noch im Regen stehen muss.

Viele Ältere sind auf einen Rollator angewiesen. Wenn Sie jemals auf einen Rollator angewiesen waren oder auf Krücken nach einer Hüftoperation, lieber HVV-Schreibtischtäter, haben Sie dann mal versucht, einen Regenschirm zu halten? Wahrscheinlich nicht.

Und leider haben wir Ihre Telefonnummer nicht gefunden. Wir hätten sie hier veröffentlicht, damit die Betroffenen Ihnen endlich mal die Meinung sagen können.

Text, Foto: Uwe Schröder