Kommentar

Die Schere im Kopf
Tag der Städtebauförderung am 04.05.2024

Das Rise-Büro lädt zum Tag der Städtebauförderung ins Stavenhagenhaus ein. Am 4. Mai soll von 10 bis 20 Uhr das „Schlüsselprojekt Stavenhagenhaus vorgestellt“ werden – mit Rundgängen (14 und 15 Uhr), Yoga (10 und 10.30 Uhr) und Kinder-Yoga (13 Uhr), einem Gaukler (13 – 16 Uhr) und dem Klavier-Duo Haufe/Ahmels (18 Uhr), zuletzt noch mit einem Kurzvortrag von Dr. Hans-Heinrich Nölke zur Geschichte des Stavenhagenhauses. Es soll wohl gefeiert werden. Na, dann Prost!

Aber das geht ja nicht. Das Café ist dummerweise geschlossen worden. Das ist der Skandal in Groß Borstel, und genau dieser Skandal soll nach Meinung der Steg-Mitarbeiter auf keinen Fall thematisiert werden – sagte man zu Margrit Springhorn (SPD) im Rise-Büro. Sie hatte den Auftrag bekommen, dort nachzufragen, ob die Gruppe, die bisher im Herbst’schen Park ein solidarisches Kaffeetrinken zum Erhalt des Cafés organisiert hatte, sich an dem Tag der Städtebauförderung auch auf dem Gelände des Hauses treffen könne. Denn eigentlich wollte man das Treffen mit dem Boulespielen verbinden.

Ach ja, Boulespielen hatte man in der Ankündigung des Rise-Büros auch glatt weggelassen. Oder wollte man den Nachbarn, die ja noch gar nicht auf ihrer Baustelle wohnen, das Klickern der Boule-Kugeln ersparen? Sozusagen in vorauseilendem Gehorsam?

Die solidarischen Kaffeetrinker sollen stattdessen zum Kaffeetrinken auf dem Grundstück gerne aufrufen, jedoch ohne die naheliegende Forderung nach einer Wiedereröffnung des Cafés. Keine Transparente, bloß keine politischen Äußerungen. Man wolle keine politische Veranstaltung.

Wie das denn? Wenn im Rundgang durch das „Schlüsselprojekt Stavenhagenhaus“ ausgerechnet das gerichtlich geschlossene Café ausgespart wird? Soll dann nur nett auf die Yogakurse gezeigt werden? Oder auf den Gaukler?

Wenn im „Kurzvortrag“ zur Geschichte des Stavenhagenhauses ausgerechnet das Thema ausgelassen wird, für das 3500 Menschen in Groß Borstel unterschrieben haben? Was soll den Groß Borstelern noch alles vorgegaukelt werden?

60 Jahre illegaler Alkoholausschank im Stavenhagenhaus – das muss man sich mal vergegenwärtigen. Keiner der Vorgänger des jetzigen Bezirksamtsleiters hatte jemals eine Konzession erteilt, obwohl diese nach dem Gaststättengesetz vorgeschrieben ist. Die Vorgänger stehen jedoch nicht in der Kritik.

Wegen der laufenden Gespräche mit den gegen das Café klagenden Nachbarn, man will die Gespräche nicht stören. In diesen Gesprächen wird die Liste der Sonderwünsche lang und länger. Ein Zaun als Sichtschutz, keine Nutzung der Außenflächen. Keine privaten Feiern. Keine Hemmungen, immer absurdere Forderungen zu stellen.

Nein danke. Uns rennt die Zeit davon. Drei Gastro-Mitarbeiter mussten von der Café-Pächterin Alexander Lübeck bereits entlassen werden. Die ökonomischen Verluste durch die Schließung sind existenzgefährdend.

Allmählich reicht es uns in Groß Borstel. Was will man uns noch zumuten? Überlegt doch lieber, liebe Steg, wie der Schlüssel gefunden werden kann zur Wiedereröffnung des Schlüsselprojekts. Aber bitte ohne Meinungsdiktat.

Wir kommen am 4. Mai, und zwar weil wir uns die Meinung nicht verbieten lassen wollen. Und wir bedanken uns bei der Steg herzlich für diese merkwürdige Einladung.

Uwe Schröder