Lesung am 9. März um 19:30 Uhr, Kirche St. Peter
Biografie eines mutigen Optimisten
Anaisio Guedes kann man jeden Tag im Flughafen treffen, genauer gesagt bei der Ankunft im Terminal 2. Er betreibt dort eine sehr erfolgreiche Galerie, den Arte Gallery Kunsthandel. Wie es dazu gekommen ist, beschreibt Anaisio Guedes in seiner gerade erschienenen Biografie. Ungewöhnlich für einen 45-Jährigen, eine Biografie herauszubringen. Aber noch ungewöhnlicher ist das Leben des gebürtigen Brasilianers. Und gut zu lesen, weil außerordentlich spannend.
Anaisio Guedes wuchs in den ersten Jahren seines Lebens im Urwald auf, im Norden Brasiliens. Dorthin sind die Eltern umgezogen, als Anaisio gerade ein Jahr alt war. Als kleiner Junge musste er später täglich frisches Wasser aus einem 300 m entfernten Wasserloch holen. Der Weg führte ihn durch dicht bewachsenen Urwald. Er musste auf Skorpione und Schlangen achtgeben. Und auf Spinnen. Sehr gefährlich ist zum Beispiel die brasilianische Kammspinne gewesen, die zu den aggressivsten Tieren der Welt gehört.
Mit fünf Jahren begann er zusammen mit seinem Bruder den ersten Job. Die beiden boten einem Nachbarn an, überzählige Ziegelsteine wegzutragen, und er bekam dafür sein erstes Geld. „Als ich sieben Jahre alt war, hatte ich bereits unzählige Gelegenheitsjobs hinter mir“, berichtet Anaisio Guedes. Es war für ihn keine Arbeit. Er war begeistert und wissbegierig bei der Sache. Er entdeckte sein Verkaufstalent.
„Das Lesen und Schreiben brachte ich mir selbst als junger Erwachsener bei. Es war sehr schwer.“ Guedes lernte Buchstabe für Buchstabe. Nebenbei jobbte er. Er wollte unbedingt Erfolg haben und zu denen gehören, die nicht in den Farvelas São Paolos (heute 46 Mio. Einwohner) leben mussten. Im Viertel der Reichen lag die Schauspielschule, bei der er sich bewarb. Er wollte ein berühmter Schauspieler werden. Tatsächlich bekam er einige Werbedrehs, auch mit Ayrton Senna, einem Formel-1-Rennfahrer und brasilianischen Idol. Anaisio träumte von der großen Welt. Davon, in Europa arbeiten zu dürfen, am liebsten in Paris. Und tatsächlich machte er sich auf den Weg, landete im Brüssel. Dort jobbte er zunächst in verschiedenen Hotels und schließlich der Bar einer Jugendherberge. Hier trafen sich viele Brüssel-Besucher, die an Politik interessiert waren. Anaisio: „Um 23 Uhr war Feierabend an der Bar. Ich zog dann manchmal mit einigen Besuchern weiter durch die noch geöffneten Bars in Brüssel. Ich lernte eine Menge.“
Die Liebe führte ihn schließlich nach Hamburg. Hier wollte er Groß- und Außenhandelskaufmann lernen. Den Beruf erlernte er in Groß Borstel, bei Jan Philippi auf dem ehemaligen Strüver-Gelände.
Wie alles anfing, wie es weiter ging und wie man als armer Brasilianer nie die Hoffnung aufgibt, erzählt uns ein unverbesserlicher Optimist: Anaisio Guedes. Am 9. März um 19:30 Uhr nach der Mitgliederversammlung des Kommunalvereins in der Kirche St. Peter. Der Eintritt ist frei. Die jeweils geltenden Corona-Vorschriften sind zu beachten.