Editorial

Liebe Borstelerinnen und Borsteler!

Die ersten Frühlingsstrahlen dringen durch, die Krokusse sind fast verblüht, und der verschmitzte April kommt um die Ecke. Während die Vorsitzende unseres Kommunalvereins sich ein Stündchen an der März-Sonne gönnt, schreibe ausnahmsweise ich als Redakteur und Verleger des Boten ein paar Zeilen, die hoffentlich kurz vergessen lassen, was uns zurzeit täglich aus dem Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten bedroht und unser Vertrauen erschüttert.

Das Christentum hat das Ei als Symbol für die Auferstehung gewählt, als Symbol für Ostern, der Tag, an dem die Christen die Auferstehung von Jesus feiern. Eine kluge Entscheidung, mag der Kaufmann gedacht haben. Doch er hatte sicher nur Schoko-Eier im Sinn, deren Verkauf für klingelnde Kassen sorgen soll. Ungläubige bezweifeln übrigens, dass Schoko-Eier aus wiederverwendbaren Weihnachtsmännern bestehen. Man weiß auch angeblich nicht, wer zuerst da gewesen war: Der Weihnachtsmann oder das Osterei?

Das Christentum wählte das echte Ei, vermutlich ein Hühnerei, das außen vielleicht kalt erscheint – besonders, wenn es aus dem Kühlschrank kommt –, das aber in seiner Zerbrechlichkeit handwarm sein sollte und dann Leben in sich bergen könnte. Und dieses Leben, das aus dem Ei schlüpft, das soll – so die Überlieferung der Christen – die Auferstehung von Jesus symbolisieren.

Wann genau die Auferstehung geschah, kann heute niemand sicher sagen. Jesus Geburt ist zu Ostern diesen Jahres zwar laut Kalender exakt 2024 Jahre, vier Monate und 20 Tage her (plus die Woche zwischen dem ersten Weihnachtstag und Sylvester).

Wann jedoch war die Auferstehung? Tatsächlich weiß niemand nichts Genaues. Isaac Newton meinte aufgrund astronomischer Berechnungen, es gab zwei mögliche Kreuzigungstermine: Freitag, der 7. April 30 oder Freitag, der 3. April 33. Aber kann man den astronomischen Berechnungen trauen? Man muss wohl daran glauben. Oder nicht.

Das Ei als Symbol zu wählen, ist eine lustige Entscheidung. Zudem ein Quell der Freude. Kinder beteiligten sich in den Tagen vor dem Fest am Ostereierbemalen und an dem Schmücken des Bäumchens im Vorgarten mit bunten Eiern. Sie suchen am Ostersonntag begeistert nach versteckten Eiern im Garten. Freuen sich, dass es endlich wieder etwas Gesundes, Nahrhaftes gibt.

Schwamm drüber, dass Ostern diesmal auf den denkwürdigen 20. April (Hitlers Geburtstag) fällt. Trösten wir uns mit dem 20. Juli. Das ist nicht nur der Gedenktag des Widerstands, sondern 2025 zugleich der Tag des Stadtteilfestes in Groß Borstel. Freuen wir uns aber zunächst auf das Fest mit dem Ei. Dem Symbol des Lebens.

Ich wünsche uns allen einen bunten April und frohe Ostern. Und genießen Sie das Ei!

Uwe Schröder