MY LITTLE GREEN BOX

NEUES VERPACKUNGSKONZEPT

Im letzten Monat hatte der Bote berichtet, welche Erfahrungen eine junge Frau gemacht hatte, die beim Einkauf auf Verpackungen verzichten wollte. Es geht! Der Verzicht auf Verpackung ist machbar, Frau oder Herr Nachbar.

Aber: Wer jetzt zu Edeka oder Rewe geht und seine Tupperbox oder eine Porzellanschüssel über den Tresen reichen will, um Wurst oder Gulasch darin zu befördern, der wird kein Glück haben – in Deutschland verboten, aus Hygienegründen. Klar, was über den Tresen geht, muss hygienisch einwandfrei sein, besonders bei Fleisch- und Wurstwaren und natürlich auch bei Fisch. Um sicherzustellen, dass über den Verpackungsweg keine Verunreinigungen, Bakterien oder gar Salmonellen befördert werden, muss man neue Wege gehen.

Neue Wege geht Fleischer Günther. Der Fleischermeister arbeitet schon lange an einer Lösung, wie er die enormen Mengen an umweltpolitisch bedenklichen Verpackungsmüll reduzieren kann. Günther ließ sich Angebote kommen für wiederverwendbare Verpackungen, die in seinem Laden Verwendung finden können. Er dachte an ein Pfandsystem, ähnlich wie bei den Pfandflaschen. Man erwirbt die Behältnisse gegen ein Pfandgeld, gibt sie gesäubert nach Gebrauch an einem Automaten im Laden ab und bekommt mit dem Kauf neuer Lebensmittel ein professionell gereinigtes Behältnis.

„Die Pfandboxen haben eine Lebenserwartung von etwa zwei Jahren“, erklärt Günther. „Wir nehmen sie dann aus dem Kreislauf heraus und geben sie an den Hersteller zurück.“ Der schreddert die Teile, verwendet sie aber komplett wieder zur Herstellung neuer Boxen. Günther: „Nur so macht es umweltpolitisch Sinn.“

Die Fleischerei Günther musste dafür eine hochwertige Spülmaschine mit einem speziellen Reinigungssystem anschaffen, hat ab 1. November aber ein System, das in Groß Borstel hoffentlich gut angenommen wird.

„Daran habe ich keinen Zweifel“, meint Fleischermeister Günther. „Das System ist optimal.“

„Aber das Pfand? 15 Euro für die Boxen sind nicht wenig.“

„Im Einkauf sind die Boxen wesentlich teurer. Deshalb habe ich die Pfandkosten reduziert. Und das Geld ist nicht weg, man bekommt es bei Rückgabe der Box wieder.“

Insgesamt hat Günther drei Boxen im Angebot. Eine kleine runde Box für Suppen, Feinkostsalate und dergleichen. Eine rechteckige Box für Fleisch und Wurst. Und eine Box für den Mittagstisch, mit Portionskästen für Sauce, Beilagen etc. Die hohe Qualität sieht man den Boxen mit den frisch-grünen Deckeln an. Sie haben auf dem Deckel ein Stellrad, mit dem man das Einkaufsdatum einstellen kann.

Wer mit Stefan Günther spricht, spürt sofort seine Begeisterung für qualitativ hochwertige Lebensmittel. Er zeigt nebenbei auf seinem Handy einen kleinen Film: Der Borsteler Fleischermeister inmitten von Gallowayrindern seines Lieferanten, die in der Nähe von Glücksburg in einem Naturschutzgebiet frei leben können. Die robusten Galloways sind das ganze Jahr über draußen, haben lediglich einen kleinen Unterstand für den Fall, dass es ihnen zu nass wird. Den nutzen sie aber nicht. Sie stromern durch ein kleines Wäldchen, schubbern sich an den Baumstämmen, nagen die Blätter bis zu einer Höhe von etwa 1,80 Meter ab. Glückliche Rinder, gutmütig, streichelzahm.

Günther entnimmt der Herde nach Bedarf einzelne Tiere, die er in der Nähe der Weide in einem Schlachtbetrieb schlachten lässt und die er komplett verarbeitet in Groß Borstel in den Verkauf bringt.

„Ich wollte den Tieren den langen Weg über 250 Kilometer in einem Tiertransporter bis zu einem Hamburger Schlachtbetrieb nicht zumuten. Der lange Transport wäre reiner Stress für die.“ Stress ist auch schlecht für die Fleischqualität. Deshalb kommen die Tiere nach dem Transport zu dem nur 12 km vom Naturschutzgebiet entfernten Schlachter zunächst auf eine Koppel, die dem Schlachtbetrieb angeschlossen ist. Auf der Koppel erholen sie sich von dem ungewohnten Transport.

Für Stefan Günther gehört alles zusammen: Umweltbewusstsein, Tierwohl, Respekt vor den Tieren und Lebensmittelqualität. Die grünen Boxen wird man deshalb in naher Zukunft häufiger in Groß Borstel zu sehen bekommen. Sie sind nicht auf dem Weg zu Rewe, Lidl, Aldi und Konsorten, sondern sie kommen von oder gehen zur Fleischerei Günther.
Uwe Schröder

„Little Green Bag“ ist ein 1969 erschienener Song der
George Baker Selection, bekannt auch aus „Reservoir Dogs“, dem zweiten Film von Quentin Tarantino.