PERSÖNLICH GESEHEN: ANAISIO GUEDES (43)

Ein weiter Weg von Brasilien über Belgien und Eppendorf führte den diplomierten Betriebswirt zu uns nach Groß Borstel. Als Liebhaber der kurzen Wege eröffnete Anaisio Guedes nur wenige hundert Meter von seinem Wohnort entfernt sein Kunstkaufhaus „Arte Gallery“ am Hamburg Airport.

GBB: Lieber Anaisio, wie kam es, dass du dir als Weltreisender ausgerechnet Groß Borstel als Lebensmittelpunkt für dich und deine kleine Familie aussuchtest?

A.G.: Im Jahr 2005 startete ich eine Ausbildung bei einer Firma, die ihren Sitz auf dem Strüver-Gelände in Groß Borstel hatte, und lernte so unseren kleinen und feinen Stadtteil kennen. Mit meiner Frau zusammen suchte ich einige Jahre später nach einer bezahlbaren Wohnung in Eppendorf, was aber erfolglos blieb. Ich erinnerte mich im Rahmen meiner Immobiliensuche an Groß Borstel, und nun schon seit fünf Jahren wohnen wir hier wirklich sehr, sehr gern. Meine Tochter geht in den evangelischen Kindergarten unserer Kirchengemeinde St. Peter, wird im Sommer in die Carl-Götze-Schule eingeschult, und meine Frau arbeitet auch hier im Stadtteil. Das genieße ich, denn durch die örtliche Nähe unserer Arbeitsplätze und der Kita bleibt mehr Zeit für die Familie.

GBB: Du bist im Alter von 19 Jahren von Brasilien nach Belgien gereist und dann weiter nach Hamburg. Du konntest weder deutsch, noch wurde dein Schulabschluss hier anerkannt. Beides hast du erfolgreich nachgeholt und bist heute international erfolgreicher Kunsthändler. Welchen Weg hast du genommen?

A.G.: Nachdem ich ohne ein Kunststudium als Betriebswirt in Hamburg keine von mir angestrebte Anstellung in einer Galerie fand, hatte ich 2014 die Idee, ein Kunstkaufhaus zu eröffnen. 2015 gründete ich die Arte Gallery, die ihren Sitz kurzfristig in Eppendorf hatte und sich nun schon seit fast drei Jahren im öffentlichen Bereich des Airports befindet – übrigens ist es die weltweit einzige Galerie an einem Flughafen. Ich verkaufe dort internationale Kunst, also Bilder und Skulpturen, von 17 mir persönlich bekannten Malern, Fotografen und Bildhauern im Wert von 100 bis etwa 10.000 Euro. Das findet erfreulicher Weise großen Anklang.

GBB: Das freut uns! Was gefällt dir an Groß Borstel, wo können wir dich in unserem Stadtteil antreffen?

A.G.: Wie die meisten Stadtteilbewohner mag auch ich den ruhigen, aber dennoch citynahen, dörflichen Charakter. Ich finde in Groß Borstel alles, was ich zum täglichen Leben benötige. Ich gehe zu Katrin Günther zum Haare schneiden, ich kaufe bei der Fleischerei Günther, ich nutze die Supermärkte sowie unseren Blumenladen und trinke auch gern mal einen Cappuccino beim Bäcker Junge. Es fehlt bei uns – so finde ich – allerdings hier und dort Kunst im öffentlichen Raum.

GBB: Ja, da hast du wohl Recht, da gibt es nicht viel. Welche drei deiner Wünsche dürfen wir denn an unsere Fee weitergeben?

A.G.: Also ich wünsche mir für Groß Borstel wirklich ein bisschen Kunst – vielleicht im Park oder bei der Kirche, und dann wünsche ich mir, dass unser Stadtteil sich durch die fast 3000 neuen Bewohner möglichst wenig verändert. Und außerdem, dass wir hier und überall rücksichtsvoll miteinander umgehen und auch zukünftig miteinander umgehen werden.

GBB: Herzlichen Dank, lieber Anaisio!
Marion Liebermann