PERSÖNLICH GESEHEN BERND HÖHNE (58), POSTZUSTELLER
Alle, die seit 1980 irgendwann mal in der Brückwiesenstraße oder dem Lokstedter Damm wohnten, immer noch wohnen oder gerade dort hingezogen sind, kennen Bernd Höhne. Bernd fährt mit seinem Post-E-Bike nicht nur große Taschen mit langen Briefen, kleinen Päckchen und den letzten verbliebenen Postkarten zu ihren Empfängern durch Groß Borstel, sondern verteilt auch noch ein großes Paket Herzenswärme frei Haus dazu. Fast undenkbar, dass er in ein paar Jahren damit aufhören möchte.
Bote: Lieber Bernd, du bist nun schon seit 40 Jahren hier bei uns in Groß Borstel Postzusteller und belieferst derzeit siebzehn Straßen unseres Stadtteils mit Ansichtskarten, Liebesbriefen, Rechnungen und Werbesendungen. Macht es dir immer noch Spaß?
Bernd Höhne: Ja, das tut es. Aber ganz ehrlich, es sind die Menschen hier, die die schönen Lichtblicke in meinen Arbeitstag zaubern. Ich erinnere mich immer gern an die vielen sehr besonderen Begegnungen hier im Bezirk. So bin ich vor ein paar Jahren einmal nach Feierabend nicht wie sonst in meine Wohnung nach Niendorf gefahren, sondern sofort zurück nach GroBo, um dort für zwei Kinder einer Kundin von mir zu kochen. Die musste nämlich ganz schnell zur Geburt ihres dritten Kindes ins Krankenhaus.
Und in den 80er Jahren war es noch durchaus üblich, mit einigen – vor allem Kundinnen – in der Weihnachtszeit gemeinsam anzustoßen, und das auch nicht immer nur mit heißen Adventstee. Das würde mir und meinen Kollegen heute den Job kosten, aber schön war´s!
Bote: Das kann ich mir vorstellen! Konntest du dir denn damals eigentlich unseren Stadtteil als Zustellbezirk aussuchen?
Bernd Höhne: Nein, aber wir konnten uns auf einige Stadtteile bewerben, und ich hatte dann einfach echt Glück.
Bote: Das Glück ist eben doch mit den Tüchtigen, lieber Bernd! Aber wie ist es denn überhaupt dazu gekommen, dass du diesen Beruf ergriffen hast?
Bernd Höhne: Also, eigentlich wollte ich gern Koch werden, das ist ja auch immer noch ein großes Hobby von mir, aber während des Schulpraktikums in der Küche des Plaza Hotels am Dammtor merkte ich schnell, dass ich mit dem Beruf meine HSV-Dauerkarte hätte auch gleich abgeben können. Die Abende und die Wochenenden sind ja als Koch die absoluten Kernarbeitszeiten. Und das wollte ich auf keinen Fall. Meine Eltern freuten sich dann auch sehr, als es mit der Alternative Postbeamter gleich klappte.
Bote: Du hast gerade erzählt, dass das Kochen dein Hobby ist. Was kochst du denn gern so nach Feierabend?
Bernd Höhne: Na ja, zum einen wurste ich in meiner Hobby-Küche ganz fleißig, dann räuchere ich auch fleißig Fisch für meine Lieben, und außerdem verarbeite ich die Eier meiner sieben Hühner zu diversen Spezialitäten. Im Sommer grille ich auch sehr gern für meine Nachbarn genauso wie für wohltätige Zwecke.
Bote: Bleibt denn da überhaupt noch Zeit für deine drei Töchter?
Bernd Höhne: Doch, doch. Und in Zukunft muss sogar noch mehr Zeit übrigbleiben, ich werde nämlich sehr bald Opa.
Bote: Oh, wie schön, hast du überhaupt noch drei Wünsche für unsere Fee, wo dir anscheinend doch schon so viele Wünsche in Erfüllung gegangen sind?
Bernd Höhne: Auf jeden Fall! Ich fange mal mit meinem dritten Wunsch an. Ich wünsche mir wirklich ganz doll, dass der HSV endlich wieder aufsteigt. Das kann doch nicht sein, dass wir als Traditionsverein da so in der 2. Liga ´rumdümpeln. Und ganz klar wünsche ich meinem Enkelkind, meinen drei Töchtern, aber auch mir weiterhin Gesundheit und dass die drei Mädels – trotz Pandemie – ihre Arbeitsplätze behalten können. Mein ganz großer Wunsch ist der nach einer neuen Partnerin.
Bote: Wir drücken kräftig die Daumen, lieber Bernd, und bedanken uns für das besonders angenehme Gespräch mit dir!
Marion Liebermann
Foto: Christian Fraude