Persönlich gesehen: Gerrit Braun (50), Gründer und Geschäftsführer vom „Miniatur Wunderland“
Vor fast 20 Jahren gründete der Groß Borsteler Gerrit Braun mit seinem fünf Minuten jüngeren Zwillingsbruder Frederik nun schon das Hamburg-Highlight „Miniatur Wunderland“ und schon seit fast 15 Jahren wohnt er in unserem Stadtteil. Mindestens zwei Dinge haben die XXL-Modelleisenbahn und Groß Borstel gemeinsam – sie wachsen und gedeihen.
GBB: Gerrit, du hast in Eimsbüttel, Harvestehude, Eppendorf und Uhlenhorst gelebt. Was hatte dich bewogen, deinen Wohnort nach Groß Borstel zu verlegen?
G.B.: Ich habe mich für eine Frau entschieden, die aus einer ländlichen Region kommt und gerade auch mit Kindern – und wir haben ja drei davon – im Grünen wohnen wollte. Mein Bruder und ich betrieben von 1992 bis 2001 die Hamburger Discothek Voilà, so dass ich zum Zeitpunkt des Umzugs ins grüne, aber dennoch Eppendorf nahegelegene Groß Borstel schon genug gefeiert hatte und diesem Stadtteil sehr aufgeschlossen war.
GBB: Wie ist es bei euch damaligen Diskothek-Betreibern eigentlich zur Gründung des Miniatur Wunderlands gekommen?
G.B.: Tja, das war im Jahr 2001, als mich mein Bruder aus dem Urlaub anrief und zu mir sagte: „Du, Gerrit, wir gründen die größte Modelleisenbahnanlage der Welt.“ Ich war in den ersten Sekunden skeptisch – das ist so meine Rolle unter uns beiden Zwillingsbrüdern, fand’s dann aber auch gleich richtig klasse. Allerdings war außer uns beiden und meiner Frau sonst kaum jemand von unserer Idee begeistert. Um einen Kredit in Höhe von 2 Millionen zu bekommen, so viel Geld brauchten wir für den Start des Projektes, mussten wir ja aber zumindest unsere Bank für das große Vorhaben begeistern. Mit einem handgeschriebenen und nur eine Seite umfassenden Business-Plan sowie einer leicht verfälschten – aber wie heißt es so schön „Der Zweck heiligt die Mittel“ – AOL-Umfrage, die das große Interesse der Herren und das ebenso große Desinteresse bei der Damenwelt aufdeckte, zogen wir los. Kurz um, wir konnten überzeugen und bekamen den Kredit genauso wie den Mietvertrag für die tolle Fläche hier in der Speicherstadt – damals übrigens noch Freihandelszone. Angefangen haben wir mit 20 Mitarbeitern, die wir aus der Arbeitslosigkeit holten. Heute sind wir ein Team von 350 Kollegen.
GBB: Und es steht schon eine große Erweiterung in den Startlöchern, richtig?
G.B.: Ja, wir planen gerade den Bau einer Brücke über das Fleet, um auf der anderen Seite einen weiteren Teil unserer Welt nachzubauen. Es ist schön, eigene Visionen zu verwirklichen und damit auch noch viele tausend Menschen glücklich machen zu können. Das war immer schon mein großer Wunsch.
GBB: Kommen wir zu unserem schönen Stadtteil Groß Borstel. Was gefällt dir hier besonders und was weniger?
G.B.: Um mit dem weniger Erfreulichen zu starten – damit wir dann mit dem Positiven abschließen können, muss ich sagen, dass auch mir die mäßige ÖPNV-Anbindung nicht gefällt, aber auch die mangelhaften Fahrradwege und vor allem die gefühlt täglich sich verschlechternde Infrastruktur von Einkaufsläden und Dienstleistern. Klasse finde ich auf der anderen Seite die freundschaftlich verbundene Gemeinschaft unserer Nachbarn und der City nahe dörfliche Charakter des Stadtteils. Gerade die vielen anliegenden Kleingärten verbreiten fast schon Urlaubsgefühle.
GBB: Und wenn nun auch dir die gute Fee drei Wünsche erfüllen könnte, welche wären es dann?
G.B.: Endlich stellt mir mal wieder jemand diese Frage. Also, ich würde wirklich sehr, sehr gern so lange gesund und fit leben, wie ich möchte. Gesund und fit zu sein, habe ich ja nun schon in meinen ersten und größten Wunsch integriert. So wünsche ich mir dann als zweites lebenslange Verbindungen mit vielen inspirierenden Menschen. Und als drittes möchte ich gern die Tatsache rückgängig machen, dass ich vor gut 30 Jahren mit dem Rauchen angefangen habe. Alle Versuche es sein zu lassen, sind nämlich bis jetzt fehlgeschlagen.
GBB: Herzlichen Dank, Gerrit. Wir wünschen dir und deiner Familie alles, alles Liebe und viel Erfolg bei euren spannenden Projekten.