Pothole Rodeo – Auf der Suche nach den letzten Schlaglöchern Europas
Rallyesport ist bekanntlich ein ausgesprochen kostspieliges Vergnügen. Man braucht ein schnelles Auto, ein gewisses Geschick, um damit auf der Straße zu bleiben und jede Menge Ersatzteile, falls es doch einmal daneben geht. Der Gentlemen Driver verfügt zudem über mindestens einen eigenen Mechaniker, und er lässt sein Gefährt auf dem Trailer oder gar mit dem Flugzeug zum Ort des Wettrennens transportieren. Mit einem entsprechend beachtlichen ökologischen Fußabdruck.
Lennart Hinrichs (26), Stefan Veenendaal (20) aus Groß Borstel und Lukas Horn (26, aus Kiel) verfügen über ein Budget von genau 500 Euro plus eine ähnlich üppig ausgestattete Urlaubskasse. Alle drei sind Rallye-begeistert, reden also gelegentlich Benzin, schrauben gerne (auch mal an der Borsteler Chaussee) und überlegten: „Wie können wir an einer Rallye teilnehmen?“
Die Lösung: Sie fanden das sogenannte Pothole Rodeo (Pothole engl.= Schlagloch), das alle paar Jahre zu einem guten Zweck mit alten Autos veranstaltet wird.
Die Tour, die sie sich ausgesucht haben, startet am 21. August. Die drei Driver sind also – während Sie das hier möglicherweise gerade lesen – unterwegs im Balkan. 4.500 Kilometer. 12 Tage, 3 Berge, 13 Länder. Gestartet wird in der Südsteiermark, die Strecke führt über Ungarn, Serbien, Rumänien, Bulgarien, Griechenland, Nord-Mazedonien, Albanien, Kosovo, Montenegro, Bosnien und Herzegowina bis schließlich nach Kroatien.
Die Voraussetzungen für die Teilnahme: Das Fahrzeug darf entweder nicht mehr als 500 Euro gekostet haben, maximal 50 PS haben, oder es muss mindestens 500.000 glaubhafte Kilometer auf dem Tacho vorzeigen können. Die drei haben sich einen roten Passat, Baujahr 84, Kilometerstand 285.000 gegönnt. Das Teil sieht artgerecht aus, fällt in die „Unter-500-Euro“-Klasse, ist also nachhaltig schraddelig, um zum drohenden Autolebensende noch stilvoll zum typischen Pothole-Teilnehmer geadelt zu werden.
Ziel der Rallye ist es, Spenden zu sammeln. Die Teilnehmer suchten sich einen von drei möglichen Spendenempfängern aus. Das gesammelte Geld der Startnummer 135 kommt so zwei Kindertagesstätten in Moldawien und Albanien zugute. In Osteuropa ist für viele Familien leider Hunger der tägliche Begleiter. Den Eltern ist nur dank der Betreuung ihrer Kinder in den Spenden-finanzierten Kindertagesstätten möglich, einer Arbeit nachzugehen, um Geld für die Familie zu verdienen.
Den Pott holt, also den Pokal bekommt das Team, das die meisten Spenden generiert hat. Also hoffentlich Startnummer 135. Wer unser Team aus Groß Borstel gewinnen lassen will, muss spenden. Bitte ruft dazu im Internet www.backroadclub.com auf, wählt dort das Projekt „Kinderbetreuung in Albanien und Moldawien“ aus, überweist einen möglichst hohen Betrag (bitte nur, wenn ihr das Geld erübrigen könnt) und gebt unbedingt das Projekt und die Startnummer 135 im Verwendungszweck an.
„Wieviel Leute nehmen teil an eurer Schlagloch-Rallye?“, fragten wir Lennart Hinrichs.
„Auf unserer Tour durch den Balkan starten nach dem gegenwärtigen Stand 80 bis 100 Teams, also 2 bis 300 Leute“, meint Hinrichs. „Es kann also einiges an Spenden zusammenkommen. Wie viele Teams ankommen werden, wissen wir natürlich noch nicht. Das Material ist ja nicht mehr ganz frisch.“
Text, Fotos: Uwe Schröder