Überlegungen zur Nutzung von Pehmöllers Garten mit Folgeunterkunft für Flüchtlinge
Nachdem Herr Rösler den Wunsch äußerte, dass der Kommunal-Verein und die Bürger Vorschläge zur Gestaltung und Nutzung der öffentlichen Grünfläche einbringen (siehe auch Protokoll Mitgliederversammlung März 2016 – TOP 3.3) wurde in einer Arbeitsgruppe aus Vertretern des Kommunal-Vereins und Herrn Dr. Poppendieck Überlegungen angestellt, die in nachstehenden Notizen zusammengefasst sind:
Die beigefügte Notiz von Dr. Hans-Helmut Poppendieck (Biologe der Uni HH: http://www.biodiversity-plants.de/perso.php?mnb=12 ) bezeichnet Pehmöllers Garten als „gartenhistorische Rarität“ und liefert zusätzliche Hinweise zur möglichen Nutzung und Erhaltung, die voll in unserem Sinne sind aber deren Beurteilung wir den Experten der Stadt- und Landschaftsplanung überlassen müssen.
Aus unserer Sicht hat die verbleibende Parkfläche nur dann eine sinnstiftende und integrationsfördernde Wirkung, wenn sie tatsächlich genutzt werden kann, sowohl von den dort lebenden Menschen als auch von den Einwohnern des Stadtteils. Das heißt, sie muss für alle zugänglich sein und sie muss gepflegt werden. Die Verantwortung dafür muss der Betreiber der Unterkunft übernehmen, möglichst gemeinsam mit den Bewohnern und interessierten Nachbarn. Das schließt nicht aus, das Areal z.B. mit einer Hecke (1 bis max 1,5 m) zu umgrenzen, zumindest zu den Verkehrsstraßen hin.
Konkrete Anregungen für die Nutzung sind: – Trimm-Dich-Geräte bis hin zu einem Trimm-Dich-Pfad entlang der Tarpenbek bis zu Pehmöllers Park (z.B. in Kooperation mit der Neuanlage des Tarpenbek-Wanderwegs im Projekt Tarpenbeker Ufer) – Spielecken für Boule, Backgammon, Schach o.ä. – Inseln auf Holz-Podesten mit Bänken und Tischen, ggf. Grillmöglichkeiten – Kletterbaum, Balancier-Seile (Slack-Lines) – Projekt „Botanischer Garten Deutschland“ – Projekt „Wiederaufbau eines Gartenpavillons“ (ggf. nach alten Vorlagen) – Verhindert werden soltte, dass der Park Sammelpunkt für alle Flüchtlinge der Umgebung wird
Zur Umsetzung der Integration: Integration erfolgt über das Angebot und die Wahrnehmung von Informationen, Aktivitäten und Projekten und muss sich auf die zum jeweiligen Zeitpunkt vordringlichen Lebensverhältnisse beziehen. Insofern fällt den Schulen, den Kitas und den Geschäften (inkl. Arztpraxen) eine wesentliche Rolle zu, da sie die Schnittstelle zum Alltagsgeschäft darstellen. Sportvereine, Kirche, Kommunal-Verein und Freunde des Stavenhagenhauses bilden die Schnittstelle zur Freizeit. Die Koordination der erforderlichen Leistungen und Beteiligten bedarf zumindest zu Beginn einer professionellen Projektorganisation und sollte nicht dem Zufall überlassen werden.
Hamburg, den 23.3.2016
Dr. Hans-H. Nölke
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Notizen zu Peemöllers Garten
Dr. Hans-Helmut Poppendieck
Vorausschicken muss ich, dass ich kein Gartenplaner bin. Ich bin Botaniker und Naturschützer mit großem Interesse an gartenhistorischen Fragestellungen und – wie ich hoffe – ein wenig Sensibilität in gestalterischen Fragen. Dies ist eine persönliche Ideenskizze. Die professionelle Grünplanung müssen Andere übernehmen.
Meine Begehung fand an einem trüben Winternachmittag statt. Das ergibt keinen allzu vorteilhaften Eindruck. Man müsste im Sommer noch mal alles kritisch durchgehen.
Erstaunlich zunächst einmal, dass der Parkcharakter und der spezifische Charakter dieses Park noch immer so eindeutig wahrnehmbar ist. Parkcharakter heißt: Eine Kulisse aus Einzelbäumen und Grasland ohne Unterwuchs. Eine nennenswerte Gehölzsukzession („new urban woodland“) hat bisher nicht stattgefunden, es gibt keine Gebüsche abgesehen von ein paar alten Eibengruppen. Wahrscheinlich verhindert die dichte Grasnarbe jedes Aufkommen von Gehölzen.
Den Charakter bestimmen die alten Eichen und Buchen, die wahrscheinlich aus der gleichen Zeit stammen wie der (nach Frau Matthes-Walk) um 1750 angelegte Teich.
Wenn dem so ist: Ein über 250 Jahre alter künstlich angelegter Teich, der offenbar nahezu unverändert bis heute überlebt hat, wäre eine ziemliche gartenhistorische Rarität. Wo gibt es so etwas sonst in Hamburg? Möglicherweise im Hirschpark, in Dockenhuden, in Ansorges Garten? Es wäre interessant, dem einmal nachzugehen. Wie wurde der Teich angelegt? Befinden wir uns hier auf Lehm oder auf Sand? Wenn auf Sand: Wurde der Teich mit Lehm abgedichtet? Woher kam der Lehm? Woher kam das Wasser? Was sagen die alten Gartenlehrbücher über künstliche Teiche? Viele Fragen, die durchaus gartenhistorisch interessant sein könnten.
Der Teich gibt dem Gelände seinen Reiz und ist unverzichtbar. Der Blick über den Teich durch den Eichen-Buchen-Hain ist ganz wunderbar. So etwas gibt es sonst in Groß-Borstel nicht zu sehen. Siehe Matthes-Walk Band 1 Seite 77, der ein Gartendenkmal ersten Ranges zeigt. Die schiefe Eiche gibt ihm den Charakter.
Hier genügen ein paar Handgriffe, um den Park wieder erlebbar zu machen. Etwa die Brombeeren entfernen und den Teich entschlammen. Reiches Tierleben und eine artenreiche Uferflora darf man aber nicht erwarten, dazu liegt der Teich zu sehr im Schatten. Er hat den Charakter eines verwunschenen Waldteiches.
Müssen wir wirklich Angst haben, das da Kinder hineinfallen? Wie machen es eigentlich die Leute im Kellinghusenpark? Dort gibt es einen ähnlichen Teich, und der ist nicht abgesperrt.
Eindrucksvoll auch die alte sehr hohe Eibengruppe am Teich.
Darüber hinaus vermittelt das Gelände eindeutig den Eindruck eines venachlässigten Arboretums. Es hat eine Zeit gegeben, in der man sich sehr intensiv um den Baumbestand bemüht hat. Man kann an einigen Buchen die Pfropfstellen erkennen. Aber diese Zeit liegt lange zurück. Der hohe Wert des alten Baumbestandes wird durch die Vernachlässigung allerdings kaum beeinträchtigt. Bäume können ja viel aushalten. Es dürfte aber sinnvoll sein, vorsichtig auszulichten und einige jüngere Gehölze herauszunehmen, um den alten Bäumen Platz zur Entwicklung zu lassen. Dazu sollte man im Frühjahr einmal mit einem erfahrenen Baumspezialisten (etwa Uwe Thomsen) durchgehen.
Ein Naturdenkmal ersten Ranges ist die alte basal verzweigte Buche, die Frau Matthes-Walk auf Seite 76 abbildet (siehe meine Fotos unten). Ein grandioser Baum, dessen Anblick mich sehr traurig macht. Denn ich weiß: Was immer mit dem Gelände passiert, ob es öffentliches oder privates oder privates aber öffentlich zugängliches Grün wird: Dieser eindrucksvolle Baum wird, wenn er in die Hände der heutigen Gärtnergeneration mit ihrem zeitgebundenen professionellen Verständnis von Bäumen fällt, zwangsläufig all das verlieren, was seinen Charakter, seinen besonderen Wert und seinen einmaligen Reiz ausmacht.
An diesem wunderbaren Baum ist bisher nie herumgeschnippelt wurden. Was für ein Kronenaufbau! Haben Sie die Astsymphysen bemerkt, die Verwachsungen zwischen zwei großen Ästen? Aber er zeigt Schäden: Einige basale Starkäste sind halb abgestorben, ohne Rinde, mit Pilz- und Insektenbefall. Wahrscheinlich rühren diese Schänden von den Feuern her, von denen Frau Matthes-Walk berichtet. Der Baum wird sich schon selbst heilen, aber solche Bäume gelten als unsicher. Und im öffentlichen Park gilt Wegesicherungspflicht! Also werden die Baumsanierer kommen und den Baum sanieren und ihm mit dem ersten Schnitt seinen Charakter und seine Würde nehmen.