Umgestaltung der Borsteler Chaussee

Diskussion um die Machbarkeitsstudie von Argus

Nach der Vorstellung der Machbarkeitsstudie im Stadtteilbeirat durch das Verkehrsplanungsbüro Argus wurde die Studie mit etwas Verzögerung unter lebendigesgrossborstel.de ins Netz gestellt. Und löste prompt Diskussionen im Stadtteil aus. Wie soll das gehen? Wie sollen die alten, gehbehinderten Kunden zu Edeka kommen, wenn sie nicht mit dem Auto bis direkt vor die Tür fahren können?

Und die Querungen. Warum gibt es dort keine Zebrastreifen? Wie breit sind die Querungen? Wie soll eine Mutter (oder ein Vater) mit einem oder zwei Kindern dort gefahrlos eine Tempo-50-Straße queren? Überhaupt Tempo 50. Warum nicht konsequent Tempo 30? In Berlin geht das auch.

Aber Hamburg ist nicht Berlin, und Groß Borstel ist nicht Barcelona. Wir erinnern uns gut an die Einschränkungen der Planungen, die, so erklärte man den verblüfften Bürgern online im Stadtteilbeirat, zu beachten sind.

Die sogenannte Gesprächsgruppe wollte genau wissen: Wie denken die Groß Borsteler über die vorgestellte Machbarkeitsstudie? Sie druckten die veröffentlichten Argus-Pläne aus, machten daraus ein etwa drei Meter langes Transparent und diskutierten die Planungen mit den Besuchern des Brückenfestes am Tarpenbeker Ufer (am 3. September).

Man konnte beobachten: Der Stand der Gesprächsgruppe war bestens besucht. Die Leute standen Schlange, um sich das Transparent mit den Planungen anzusehen und ihre Kommentare abzugeben. Ein Wald von kleinen Post-it-Zetteln mit Kommentaren zu den Planungen entstand.

Nebenan beim Stand des Kommunalvereins das gleiche Bild: Die Groß Borsteler gaben zu einem großen Teil auch ihre Kommentare zur Planung der Borsteler Chaussee ab. Eine erfreuliche Bürgerbeteiligung.

Die Ergebnisse

Wunsch Nummer 1 : Tempo 30 auf der gesamten Borsteler Chaussee, zumindest aber vom Schrödersweg bis zur Woltersstraße. Die Erfahrungen von Verkehrsforschern teilen viele Groß Borsteler: Bei Tempo-50-Strecken wird manches Mal Tempo 65 gefahren oder gar noch schneller. Leider auch mal bei Rotlicht zeigender Ampel. Sie empfinden Tempo-50 an Schulen und Kindergärten sowie an Kreuzungen mit hoher Fußgängerfrequenz (Kinder, Ältere) als gefährlich und unverantwortlich.

Wunsch Nummer 2 : Längere Ampelphasen für Fußgänger an den Ampeln Kreuzung Borsteler Chaussee, Brödermannsweg, Köppenstraße und an den Bedarfsampeln bei der Buskehre und bei Aldi. Zudem wurden kürzere Wartezeiten – für Fußgänger – bei den Bedarfsampeln gefordert.

Große Bedenken wurden bei der Vorstellung des Kreisels an der Kreuzung Borsteler Chaussee/Warnckesweg geäußert. Dort werden die Radfahrer (Schulkinder) von der Papenreye kommend über einen separaten Hochbordradweg vor dem Kreisel auf die Fahrbahn geführt, die sie sich im Berufsverkehr mit Pkws und Lastwagen teilen sollen. Kurz vor dem Kreisel wird es eng. Die Fahrspur der Autos wird mit der Spur des Fahrradstreifens zusammengeführt. Die Autos können auch nicht ausweichen, weil der Fußgängerüberweg eine Sprunginsel (Querungshilfe) hat.

Für den Kreisel wünschten sich einige einen Radfahrstreifen, um sicherer durchzukommen.

Befürchtet wurde zudem, dass die Autos, die vom Warnckesweg oder Roggenbuckstieg in die Borsteler Chaussee wollen, im Berufsstau nicht in den Kreisel reingelassen werden.

Trotz vieler Bedenken: Überwiegend wird der Kreisel im Vergleich zur Ampelanlage als positiv gewertet, wenn die Verbesserungen eingearbeitet werden.

Im Verlauf der Borsteler Chaussee wird es Querungshilfen geben – kleine Verkehrsinseln, die es erlauben, zunächst nur eine Fahrspur zu überqueren, um abzuwarten zu können, bis die nächste Fahrspur zum Überqueren frei ist.

Querungshilfen soll es laut Argus geben können am Kreisel Warnckesweg, dann gegenüber der Einmündung des Moorwegs, ferner bei der Kita an der Kirche. Zudem eine etwas längere Querung mit Begründung und Bäumen zwischen Fruchtoase und Borstelbäcker. Die Lichtzeichenanlage (Ampel) bei Aldi soll bleiben. Eine weitere Querung wird es beim Finanzamt geben können.

Vorteil der Querungen: Sie verschwenken die Fahrbahn, die übrigens auf der gesamten Borsteler Chaussee 50 cm schmaler werden wird. Die Erfahrungen der Verkehrsplaner zeigen, eine engere Fahrbahn mit Verschwenkungen vermindert die Geschwindigkeit der Fahrzeuge und erhöht die Achtsamkeit der Autofahrer.

Einhellige Meinung der Groß Borsteler: Alle Querungen brauchen Zebrastreifen. Es ist nicht einsehbar, warum in Zeiten der Mobilitätswende, den sogenannten Fußgehenden kein Vorrang in der Planung eingeräumt wird. Viele fragen sich auch, ob die Querungen breit genug sind. Betrachtet man den Plan genauer, dürften auch die kleineren Sprunginseln etwa drei Meter breit werden können. Also ausreichend, auch wenn man mal mit dem Fahrrad queren will.

Insgesamt gesehen ist der Vorschlag von Argus eher positiv aufgenommen worden. Es gab, wie immer bei solchen Planungen, viele Bedenken, Fragen und Anregungen. Zum Beispiel fragten sich einige: Was werden die Einzelhändler dazu sagen? Wenn wir jedoch auf andere Plangebiete in Hamburg blicken, etwa zur Osterstraße, zum Erdkampsweg oder zur Tangstedter Landstraße, dann sehen wir nach Fertigstellung deutliche Verbesserungen. Nicht nur für Fußgänger und Radfahrer. Auch für den Einzelhandel.

Text: Uwe Schröder, Pläne: Argus Stadt und Verkehr