VERDAMMTE LOSIGKEIT! EINE GLOSSE

Wir haben es im modernen Leben gelegentlich mit der Losigkeit zu tun. Mich zum Beispiel ärgert es, wenn ich die Losigkeit an mir selbst entdecke. Obwohl: Das ist zuweilen gar nicht so leicht. Etwa bei der Gedankenlosigkeit. Auf die Idee zu kommen, dass man gedankenlos handelt oder gehandelt haben könnte, kann man wegen der fehlenden Gedanken eben selbst nicht kommen. Stattdessen starrt man leer durch die Gegend und wartet mal wieder vergeblich auf die eine Eingebung.

Diese Eingebung könnte kommen, wenn sich jemand über meine Gedankenlosigkeit beschwert und mich aus meinen leeren Tagträumen reißt. „Was hast du dir dabei gedacht?!!“ – Sie kennen diesen Ausruf vielleicht von dem mit Ihnen verpartnerten Wesen.
Schlimmer noch im Alltag der Losigkeiten ist die Rücksichtslosigkeit. Auch bei ihr besteht kaum eine Chance auf Heilung, denn bei ihr ist es ähnlich wie bei der Gedankenlosigkeit: Man erkennt sie selbst nicht.

Eigentlich ganz nett: Wenn der Geldautomat wieder nicht geht, kann man sich zur Abwechselung mal über Rotzfahnen und Schnapsflaschen ärgern.
Hier paart sich Losigkeit mit deutscher Ornungsliebe: Alles ordentlich aufgestapelt und die Adressen stehen auch überall drauf.

Neulich beim Rewe-Bäcker. Kaum will ich meine Zwei-Brötchen-Bestellung verschlafen durch die Maske stottern, kommt eine stattliche Großfamilienvertreterin mit einer veritablen Brötchenbestellung überraschend von links (falsche Seite zum Anstellen) – selbstverständlich, um zu seltenen Brötchenarten und zwischendurch Rückfragen zur allergenen Wirkung der Backzusatzstoffe zu stellen. Endlich, denke ich, die Tüte ist voll. Es hat aber kein Ende. Es folgt die Kuchenbestellung für den Nachmittag. Auch hier ein breit zu diskutierendes Auswahlprozedere. Gefühlt zwei Stunden später, fast schon nach Mittag, bin ich dran. „Zwei Brötchen bitte.“ Von der vorgedrängelten Kundin kommt natürlich kein entschuldigender Blick zur Seite, zu mir. Die Pferde werden gesattelt, die Fregatte dampft ab.

Richtig schlimm dran sind Patienten, die unter fortschreitender Hirnlosigkeit leiden. Ich meine jene, die grundsätzlich zwei Parkplätze besetzen, die immer wieder quer auf dem Fußweg parken, Sie wissen schon, oder die – schwupps, ohne zu gucken – über den Fußweg aus der Einfahrt kommen. „Huch, nochmal gut gegangen“, schallt es dann aus dem heruntergekurbelten Seitenfenster. Vielleicht noch mit einem verstärkenden „Sorry!“ vor dem beherzten Gaspedaltritt.

Ja, die Losigkeit, wir sollten ihr ein jähes Ende bereiten. Der Übergang ins Zeitalter der Endlosigkeiten deutet sich an. Aber da ist sie ja auch wieder, verdammt, die Losigkeit! Wir werden sie nicht los. Sorry!

Uwe Schröder

Die Losigkeit wühlt gerne im Altkleid. Was nicht gefällt, liegt daneben.
Der eine oder andere Schrebergärtner schafft es nach getaner Arbeit nicht mehr, seinen Kunststoff anständig zu entsorgen.