Verkehr in Groß Borstel
Stau, Falschparker, Raser und unbenutzbare Radwege
Nach der gut besuchten ÖPNV-Veranstaltung im März hat sich der Kommunalverein dem Thema Straßenverkehr auf seiner Facebookseite mit einer kleinen Umfrage angenähert: Was sind die größten Verkehrsprobleme in Groß Borstel?
Man musste sich entscheiden, eine von neun Problembereichen anzukreuzen. Die Ergebnisse sind natürlich nicht repräsentativ, geben aber einen guten Eindruck wieder, wo der Schuh am meisten drückt – wenn man einmal vom schlechten ÖPNV-Angebot absieht. Ergebnis, einige werden es sich vielleicht vorstellen können: Rad- und Fußwege. Rund 43 Prozent der Befragten kreuzten an: Schlechte Fußwege, schlechte Radwege, Falschparker auf Fußwegen. Gleichauf mit den schlechten Radwegen (ca. 25 %) ärgern Staus in Groß Borstel.
Wird nicht geahndet: Kommerzieller Regelverstoß
Tatsächlich kann man mehrmals täglich eine komplett dichte Borsteler Chaussee beobachten. Parallel dazu auf der eigentlichen Ausweichstrecke Nedderfeld parken riesige Autotransporter im absoluten Halteverbot und laden in aller Seelenruhe die Fahrzeuge für die Autohändler ab.
Die haben die Ladezonen auf ihren Grundstücken abgeschafft, alles voller Gebrauchtwagen gestellt, das bringt mehr Ertrag. Und den öffentlichen Grund – die Straße – haben sie zur kostenfreien Ladezone degradiert. Die Polizei weigert sich, die illegalen Autoverladungen im absoluten Halteverbot zu beenden – was sie ohne Probleme könnte. Folge: Staus in der Borsteler Chaussee und in vielen Nebenstraßen.
Vollgeparkte Fußwege vor der Schule
Unsere beiden sympathischen bürgernahen Polizeibeamten, Marina Klessny und Bernhard Schumacher, zeigen im Brödermannsweg wie es gehen könnte. Konsequentes Aufschreiben und Ermahnen von Falschparkern sorgte für eine deutliche Verbesserung der Situation. Allerdings: Kaum sind sie weg, stehen die Autos wieder kreuz und quer auf dem Fußweg, auf dem Radweg oder gleich ganz in der Botanik.
„Es ist ein Windmühlenkampf“, klagt Bernhard Schumacher. „Und eigentlich nicht unsere Aufgabe.“ Martina Klessny ergänzt: „Wir machen es, wegen der Schulkinder. Das Ärgerliche ist: Eigentlich gibt es in der Nähe vollkommen legale Parkplätze.“ Die Leute parken lieber falsch, als zehn Meter weit zu gehen.
Rücksichtslose Fußwegparker
Oder sie parken lieber auf dem Fußweg als auf der Straße. In der Brückwiesenstraße stellen sie ihr Auto zum Beispiel gerne auch im Bereich einer Baumwurzel ab, sodass nicht nur der wertvolle Baum geschädigt wird, sondern Briefträger, Rollstuhlfahrer und Mütter mit Kinderwagen auf die Straße ausweichen müssen. Super gefährlich, denn dort beherrschen Schnellfahrer die Szene. Nur 20 Prozent, so die Messungen der Polizei, beachten die vorgeschriebenen 30 km/h. Ärgerlich sind die Fußwegparker auch deswegen, weil die Autos direkt auf der Fahrbahn parken dürfen. Warum parken Sie auf dem Fußweg? Machen doch alle hier. Und warum nicht auf der Fahrbahn? Keine Antwort.
Die richtige Antwort ist: Weil es nicht konsequent bestraft wird. Das Parkraummanagement wäre zuständig, kümmert sich aber nicht um Groß Borstel, sondern lieber um Eppendorf oder Eimsbüttel. Obwohl auch in Groß Borstel genügend Ertrag durch Bußgeldeinnahmen zu erzielen wären.
Übrigens Einnahmen. Groß Borstel zahlt jährlich etwa 173 Millionen an Lohn- und Einkommensteuer, durchschnittlich etwa genauso viel wie die Nachbarstadtteile. Umsatz- und Gewerbesteuer von Airbus & Co. noch gar nicht mitbetrachtet. Die staatlichen Einnahmen sprudeln bekanntlich seit langem. Groß Borstel bekommt aber so gut wie nichts davon ab. In allen Stadtteilen rund um Groß Borstel wurde in den letzten Jahren investiert: am Eppendorfer Baum, im Zentrum Alsterdorfs, der Erdkampsweg in Fuhlsbüttel, die Tangstedter Landstraße in Langenhorn oder die Osterstraße in Eimsbüttel. Teilweise richtige Luxussanierungen. Und in Groß Borstel? Niente. Nada. Nix.
Warum wird absolut nichts gegen die schlechten Fuß- und Radwege unternommen? Ausreichende Maßnahmen gegen die Schnellfahrer und Falschparker? Seit Jahrzehnten eine konsequente Politik des Wegschauens, Aussitzens, Abwimmelns. Keinerlei Erneuerung. Keine abgeschleppten Autos. Keine Maßnahmen gegen rücksichtslose Speedjunkies. Fußwegplatten stehen hoch, Radwege sind unpassierbar.
Beide Schulleiter, Barbara Blunck und Axel Beyer, beklagen die gefährlichen Radwege und die Nichteinführung von Tempo 30 vor den Schulen. Zumindest dort ist Tempo 30 seit letztem Jahr gesetzlich vorgeschrieben, wird von der Straßenverkehrsbehörde aber nicht umgesetzt. Und die Gehwegzustände sind für ältere Mitbürger eine Katastrophe. Ein Sturz bedeutet oftmals Pflegebedürftigkeit.
Was also, liebe Politiker, sollen wir noch tun, um die Stadt endlich zum Handeln zu bewegen? Antworten gerne an den Kommunalverein verkehr@grossborstel.de. Wir werden alle Statements gerne veröffentlichen.
Uwe Schröder