Vögel in Groß Borstel
Der Buchfink
Der Buchfink (Fringilla coelebs) ist ein Vogel aus der Familie der Finken (Fringillidae) und kommt in ganz Europa mit Ausnahme von Island und dem nördlichsten Skandinavien vor. Außerdem gibt es Brutvorkommen in Nordafrika und Vorderasien.
Mit 8.300.000 Brutpaaren in Deutschland ist der Buchfink der zweithäufigste Brutvogel nach der Amsel und vor der Kohlmeise. In Hamburg steht er heute mit 14.500 Brutpaaren an neunter Stelle der heimischen Arten, während er Anfang des 20. Jahrhunderts nach Sperling und Amsel noch die dritthäufigste Vogelart der Hansestadt gewesen war. Dass dies heute nicht mehr der Fall ist, liegt vor allem an der starken Zunahme der Meisen und anderer ehemals reiner Waldvögel.
Der Bestand an Buchfinken in Hamburg zeigt sich seit den 1980er Jahren stabil und gilt als ungefährdet.
In Mitteleuropa sind Buchfinken überwiegend Standvögel und Teilzieher, in Nord- und Osteuropa jedoch Zugvögel. Die Tiere bevorzugen Wälder, Dickichte, Hecken und Obstanbauflächen, fühlen sich aber auch in unseren Parks, Siedlungen und Gärten wohl, wo sie regelmäßig auch an Futterplätzen beobachtet werden können.
Die Buchfinken kamen zu ihrem Namen, weil sie sich gerne in Buchen aufhalten und außerdem zur Familie der Finken zählen. Der lateinische Name „Fringilla coelebs“ bedeutet „lediger Fink“, „eheloser Fink“ und wurde von der Tatsache abgeleitet, dass die Männchen in der Regel im Winter im Brutgebiet bleiben, während es die kälteempfindlicheren Weibchen in mildere Gefilde zieht.
Buchfinken zählen neben den nur auf Teneriffa lebenden Teidefinken, den Gran-Canaria-Finken und den Bergfinken zur Gattung der Edelfinken. Mit einer Körperlänge von 14 bis 16 Zentimetern sind sie so groß wie der Haussperling („Spatz“). Die Männchen präsentieren sich insbesondere zur Balzzeit prachtvoll gefärbt: Die Unterseite ist rosarot, Brust und Rücken kommen in „edlem Rost“ daher. Nacken und Scheitel sind blaugrau. Auf den dunklen Flügeln zeigen sich weiße Binden und am dunklen Schwanz weiße Kanten. Die Weibchen sind an der Unterseite hellgrau und an der Brust hellbeigegrau gefärbt, weisen aber ebenfalls auf dunklen Flügeln weiße Binden auf.
Buchfinken fressen bevorzugt Bucheckern, Nüsse und andere Sämereien, aber auch Beeren und Insekten. Ihre Jungen füttern sie mit Raupen und Insektenlarven.
Neben dem namensgebenden Kontakt- und Alarmruf „fink“ oder „pink“ singt der Buchfink ab etwa März eine unverwechselbare Tonfolge, für die der Vogelstimmenimitator Dr. Uwe Westphal folgenden Merksatz geprägt hat: „Ich, ich, ich schreib‘ an die Regierung“, wobei die zweite Silbe des Wortes Regierung erhöht und betont wird. Bei Revierkämpfen ist von den Vögeln mitunter auch ein drohendes Klickern zu vernehmen.
Früher galten Buchfinken als Regenboten, da sie auch dann noch singen, wenn andere Vögel beim Einsetzen des Regens bereits verstummen. In dem Fall ist oft nur ein kurzes „rrhü“ zu hören, das auch als Regenruf oder Rülschen bezeichnet wird.
Aufgrund seines lautstarken Gesangs, auch Finkenschlag genannt, war der männliche Buchfink bereits im 15. Jahrhundert ein beliebter Käfigvogel. Noch heute wird alljährlich beim „Finkenmanöver“ im Harz nach traditionellen Regeln aus jahrhundertealtem Brauchtum von Vogelzüchtern ein „Wettsingen“ ihrer Buchfinken veranstaltet – seit 2014 als „Immaterielles Kulturerbe“ anerkannt.
Die Brutzeit der Buchfinken startet in Mitteleuropa frühestens Ende März mit Schwerpunkt ab Mitte April bis Anfang Juni. Zu Beginn kennzeichnet das Männchen durch lauten Gesang das Brutrevier, das dann beide Partner verteidigen und Eindringlinge energisch verjagen.
In zwei bis zehn Meter Höhe baut allein das Weibchen in Bäumen oder Sträuchern aus Wurzeln, Rindenfasern, Moos und Flechten ein dickwandiges Nest, das es innen mit Haaren und Federn auspolstert. Das Gelege besteht aus vier bis sechs hellbraunen Eiern, die meist dunkelrotbraune Flecken und Striche aufweisen. Das Weibchen brütet allein, bis nach dreizehn bis vierzehn Tagen die Jungen schlüpfen und von beiden Elternteilen gefüttert werden. Die Nestlingszeit dauert zwischen 11 und 18 Tage, die meisten Jungvögel fliegen nach etwa 14 Tagen aus und sind dann in der Lage sich selbst zu versorgen.
Buchfinken haben viele Feinde und werden auch deshalb selten älter als fünf Jahre. Der bislang älteste beringte und wiedergefundene Vogel erreichte ein Alter von 14 Jahren.
In seinem Buch „Der Buchfink ist ein schräger Typ – Lustiges Vogel-ABC“ hat der Autor Jörn Heller dem Buchfinken ein Gedicht gewidmet, das mit den Worten endet:
Warum der Buchfink Buchfink heißt,
kann keiner ganz verstehn,
denn niemand hat den Buchfink je
Mit einem Buch gesehn.
Gut, dass der Namensursprung „Buche“ zuvor erwähnt worden ist…