Wildparken, geschickt eingefädelt
von Sebastian Schnoy
Als guter Deutscher achte ich auf die Regeleinhaltung in meiner Umgebung, von „Maske auf!“ bis „Das gehört nicht in diese Tonne!“
Gestern Abend habe ich es einem Wildparker gezeigt. Er parkte mit seinem dicken Auto so weit am Strich auf dem Boden zum nächsten Parkplatz, im Grunde schon AUF dem Strich, dass dieser unbenutzbar war, wenn man ihn nicht zuparken wollte. Ha, aber genau das tat ich. Strafe muss sein. Mein Auto berührte seines oder vielleicht auch ihres (alter 5er-BMW, Bayern-München-Aufkleber, getönte Scheiben, Segeberger Kennzeichen mit witziger Anspielung auf Sex, also SE XY 1234, schwarze Alufelgen von ATU). Nur eine flache Hand passte zwischen die Autos. Ohne Frauen zu nahe treten zu wollen, stellte ich mir doch eher einen Mann vor, den ich zwingen würde, durch die Heckklappe quer durchs Auto zum Steuer zu kriechen. Natürlich können auch vereinzelte Frauen so ein Honk-Auto besitzen oder es von ihrem Freund geliehen haben und einfach zu dumm sein, zwischen zwei Linien zu parken, was natürlich nicht heißen soll, dass alle Frauen … ahhhh, also, da hier jemand eindeutig Mist gebaut hatte, einigen wir uns am besten auf einen Mann. Ihn durch die Hecklappe klettern zu lassen, war es mir wert, meinen Wagen selbst durch die Heckklappe zu verlassen.
Nachts träumte ich mehrmals davon, wie hässliche oder schlecht angezogene Männer durchs Auto turnten.
Heute morgen startete ich aufgeregt in den Tag, triumphierte innerlich, hatte aber auch ein bisschen Angst, mich könnte auf dem Parkplatz ein wütender Schlägertyp erwarten.
Zum Glück nicht, was heißt zum Glück? Der BMW stand noch da! Unverändert! Nur eine Hand passte zwischen die Wagen, und ich war gezwungen, in meinen durch die Heckklappe einzusteigen und bis zum Steuer zu kriechen.